Seit dem 22. April ist die neuste Produktion von National Geographic auf Disney+ streambar. Warum sie mehr ist als eine Naturdokumentation.
Explorer: The Last Tepui ist der Titel der Disney+-Original-Naturdokumentation unter der Regie von Renan Ozturk, Drew Pulley und Taylor Rees. Sie bezeugt die tief in den Amazonas-Dschungel führende Reise eines Bergsteiger:innen- und Biolog:innenteams rund um den Bergführer Mark Synnott, den Profikletterer Alex Honnold und den National Geographic-Forscher Dr. Bruce Means. Bei diesen drei Persönlichkeiten handelt es sich bereits um Personen, die einer eigenen Dokumentation würdig wären: Mark Synott ist nicht nur Bergführer, sondern auch professioneller Felskletyterer und Mitglied im The North Face-Athletenteam. North Face Kollege Alex Honnold, der 2017 durch die Doku Free Solo über seinen legendären ungesicherten Kletterakt am El Capitan schlagartig Berühmtheit erlangte und sich seit dem mit seiner Honnold Foundation weltweit für Solarenergie einsetzt, ist ein Ass der Kletterszene. Und der 80-jährigen Forscher Dr. Bruce Means widmet sich Zeit seines Lebens hingebungsvoll dem Schutz der ganz kleinen – der winzigsten Frösche.
Das Ziel der Expedition um die drei Männer ist ein Tepui – ein in den Himmel ragendes Felsplateau, das bisher noch nicht bestiegen worden ist und aufgrund seiner Unerforschtheit eine bisher unbekannte Artenvielfalt (vor allem an kleinen Fröschen) zu bieten hat, welche nach Dr. Means den Ausschlag dafür geben könnte, das Gebiet im Amazonas unter Naturschutz zu stellen. Doch dafür muss die Biodiversität des Tepuis bewiesen werden; ein Lebensprojekt, dem Dr. Bruce Means seine Forschungen gewidmet hat. Für ihn ist es daher von besonderer Bedeutung, das Plateau des Tepuis zu erkunden, der „Insel im Himmel“, welche er mithilfe des Kletterteams, für das der Amerikaner Alex Honnold vorangehend die Felsen besteigt, entsprechend eine sogenannte Erstbesteigung leistet, erreichen soll.
Die Reise der Forscher:innen begleiten die Kameras des National Geographic-Teams bei Tag und bei Nacht, und sie liefern eindrucksvolle Bilder von (beinah) unberührten Amazonasterrain in üppigem Grün, scharfe Nahaufnahmen von kleinen Säugetieren und natürlich Szenen der Spannung, als sich die Kletterer an den Aufstieg am brüchigen Tepui-Fels machen, der bis in die Wolken hinauf aufragt.
Aufgrund ihrer Thematik, dem Schutz der Erde und ihrer unberührten Orte, wurde The Last Tepui am Earth Day 2022 veröffentlicht – nichtsdestotrotz bleibt die Naturdokumentation darüber hinaus aktuell, schließlich ist Artenschutz ein tagtäglich aktuelles (und immer aktueller werdendes) Thema. Außerdem geht es weiterhin um so viel mehr: Der Film handelt von der Differenz zwischen alt und jung, von letzten Reisen, von einem letzten Wiedersehen, von den eigenen Grenzen und von einem drückenden Vermächtnis und unsicheren Zukünften.
Obwohl The Last Tepui mit einer Spielzeit von einer Stunde vergleichsweise kurz ist, liefert er auf diese Dauer potenten Inhalt. Wer also über ein Disney+-Abonnement verfügt und den ehrfurchtgebietenden Amazonas-Dschungel durch die Linse der Kameras erleben möchte, sollte sich diese kleine Dokumentation nicht entgehen lassen. Biologie-Interessierte, (Hobby-)Forscher:innen und auch Klettersportler:innen dürften nicht enttäuscht werden.
:Rebecca Voeste
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