Bild: Symbolbild, And the Oscar goes to Bild: bena

 

Kommentar. Endlich ist es wieder so weit! Die Awardseason ist eröffnet! Der Höhepunkt in der Filmbrache – die Oscars und im Musikbusiness die  Grammys. Aber ist das Modell noch aktuell und erstrebenswert? Oder sollten die ewig selben über eine Reformation ihrerer Konzepte nachdenken?

Es passiert so vieles in der Welt und natürlich könnte ich darüber schreiben wie ignorant weiße Menschen wieder über Frisuren von Schwarzen sprechen oder dass Julian Reichelt Die Maus mit seinem besten 1960er „Männer sind Männer und Frauen sind Frauen“-Geblubber beschimpft, da am Sonntag in den Lach- und Sachgeschichten über Transpersonen gesprochen wurde, Skandal! Für einige, die eben ein sehr veraltetes Weltbild haben.  

Ein altes Weltbild haben auch die Macher:innen von den klassischen Awardshows, für die man damals gern die Nacht durchgemacht hat. Da sie nach Veränderungen strebten. #metoo oder Oscars so white. Das waren noch Zeiten. Im Jahr 2020 scheint sich nicht viel geändert zu haben. Viele weiße Männer und Meinungen. Ein kleines Highlight. Coda wurde der beste Film. In diesem Film geht es unter anderem um Lebensrealitäten von gehörlosen Menschen. Aber sonst hat sich nicht viel verändert. Grundsätzlich waren viele Filme nominiert, die an den Kinokassen nicht die großen Reißer waren, und aufzeigt, dass es am Ende egal ist, was die breite Masse will. Die Oscars haben sich schon länger von dem, was das Publikum mag, und dem, was die Filmelite sehen will, auseinander bewegt. Natürlich können wir darüber reden, dass Steven Spielberg ein guter Regisseur und Filmproduzent ist, aber wer hat West Side Story gesehen und wirklich wahrgenommen als er im Kino war? War der Film für das breite Publikum angedacht oder eher für eine sehr kleine und komprimierte Gruppe? Und wenn ja, macht das die Situation für kleinere Produktionen einfacher? Oder bekommen die großen Franchises wie Marvel und DC bald auch ihre Anerkennung von der Academy? Und ist das überhaupt gewünscht? Meiner Meinung eher nicht. Hollywood ist nicht mehr nur Glanz und Gloria. Es ist viel mehr Nepotism und Gemauschel. Jedes Jahr die ewigselben, die nominiert sind. Jedes Jahr werden es wieder mehr „Männerstories“. Man sollte oder könnte meinen, dass sich das bei der Musik anders verhält. Aber da ist es noch schlimmer! Dass wir darüber nicht streiten müssen, dass der Ursprung der Musik, die wir heute kennen, ein Produkt von Schwarzen und People of Color ist, ist kein Geheimnis und dennoch gehören sie nicht zu den „erfolgreichen“ Macher:innen dieser Kunst. Vielleicht liegt es auch daran, dass genau das erwartet wird: Gute Musik und großartige Stimmen sind eben in dieser Gruppe bekannt und nicht erwähnenswert. Aber hey, weiße Künstlerin mit Flüsterton und Kopfstimme hat ein Album rausgebracht: yaaaay!  

Ich war Fan von der Award Season, aber jetzt ist es immer mehrmeh. Die neuen Schauspieler:innen sind Kindeskinder von anderen berühmten Schauspieler:innen. Die Filme lassen an Kreativität nach und das Wunderkinddenken wurde durch Industryplants schon längst ausgetauscht. Der einzige Trost, der mir bleibt? Dass das Publikum eigentlich was anderes will. Sie haben verstanden, dass Filme mittlerweile anders funktionieren. Dass Musik nicht immer Englisch sein muss und dass das, was sich Hollywood aufgebaut hat, einen alten und langen Bart hat. Da hilft es auch nicht, immer mal wieder die Diversitäts- und Inklusionsglocke zu läuten, denn es wirkt einfach nicht authentisch. Ich war gespannt zu sehen, was uns geboten wird aber bei einer Oscarverleihung, wo noch nie so wenig Frauen nominiert waren, uns drei Moderatorinnen aufzudrücken, die dann auch noch sehr schlecht getimte Witze machen ist so 2000! Hollywood you could do better but you don’t want to! Meine Prognose für die Grammys werden ähnlich sein. Mit dem kleinen Unterschied, dass ich wirklich schlafe und mich auf die vermeintlich „kleineren“, aber ehrlicheren Award Shows freue, die noch auf mich zukommen mögen. In diesem Sinne sagt nein zu diesen vermeintlich
„neutralen“ Auszeichnungen.        

 :Abena Appiah

 

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