Bild: Symbolbild, Schwarzes Leben in Deutschland Bild: bena

Schwarzes Leben in Deutschland ist vielfältig und doch so unsichtbar! Der Afrozensus machte mit einer großen und umfangreichen Umfrage diese Realitäten sichtbar. Was wir daraus lernen können und warum es nötig war die Probleme zu beleuchten, lest ihr hier. 

Was ist der Afrozensus?

In Deutschland leben rund eine Millionen Schwarze Menschen. Der Afrozensus wurde von dem Berliner Verein: Each One Teach One (EOTO) e.V.  und Citizens For Europe durchgeführt. Diese Erhebung wurde zusätzlich wissenschaftlich von der Alice-Salomon Hochschule und dem Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung wissenschaftlich unterstützt. Es geht um das Schwarze Leben in Deutschland und ist die größte sowie erste durchgeführte Befragung unter Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Menschen. In fünf Themenbereichen konnten die Teilnehmer:innen ihre Erfahrungen teilen: Engagement, Diskriminierungserfahrungen in 14 Lebensbereichen, Anti-Schwarzen Rassismus, Umgang mit Diskriminierung sowie Resilienz und Empowerment. Insgesamt haben Schwarze Menschen aus 144 Ländern teilgenommen, die meisten davon mit über 70 Prozent sind in Deutschland geboren. Der Altersdurchschnitt der 5.793 Befragten lag zwischen 20 und 39 Jahren und zeigte auf wo die Probleme von Schwarzen Menschen in Deutschland liegen. 

Wer ist EOTO?

Each One Teach One  ist ein Verein von Schwarzen Menschen für Schwarze Menschen mit Sitz in Berlin. Der Name der Initiative wurde im Rahmen verschiedener Schwarzer-, rassismuskritischer Widerstandsbewegungen geprägt. Ebenso zeigt er auf, wie wichtig es in der Geschichte von Schwarzen Menschen war und immer noch ist das Wissen und Traditionen innerhalb der Familie und Community weiterzugeben. Der Verein veranstaltetet regelmäßige Events und ist seit 2020 im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie leben! das Kompetenzzentrum für Anti-Schwarzen Rassismus.  

Die Auswertung

Nach dem 2018 in der Untersuchung, der Europäischen Grundrechte-Agentur (FRA), zu Diskriminierungserfahrungen von Minderheiten zeigte, dass Schwarze Menschen in Deutschland stärker benachteiligt sind. Der Afrozensus zeigt zusätzlich auf, dass es für Schwarze Menschen in verschiedenen Bereichen ähnliche, aber auch unterschiedliche Erfahrungen gibt und dass Anti-Schwarzer Rassismus sich sehr spezifisch zeigt. Hier ein paar Beispiele aus den fünf
Kategorien. 

Beispiel 1 Schule/ Uni

2/3 der Befragten (67,6 % von 1573) gaben an, dass sie aufgrund rassistischer Zuschreibungen in derSchule/Universität bei gleicher Leistung schlechtere Bewertungen als andere Mitschüler:innen/Mitstudierende erhalten.

Beispiel 2 Therapie

6 von 10 der Befragten (62,0 % von 819) geben an, dass ihre Rassismuserfahrungen bei der Psychotherapie nicht ernst genommen und in Frage gestellt werden.

Beispiel 3 Persönliche Grenzen

9 von 10 Afrozensus-Befragten (90,4 % von 2359) geben an, dass ihnen andere Menschen, ohne vorher zu fragen, einfach in die Haare fassen. 

 

  Den Kurzreport findet ihr hier: afrozensus.de/reports/2020/#start  

Die ausfürliche Auswertung gibt es hier: afrozensus.de/reports/2020/#main

 

Fazit

Der Afrozensus ist wichtig für Schwarze Menschen in Deutschland. Er zeigt nicht nur „Empfindungen“, sondern wirkliche Missstände auf. Und macht aus gefühlten Wahrheiten Fakten. Die Studie kann zwar nicht als repräsentativ gelten, kann aber als Grundlage genommen werden, um tiefer in die Materie zu gehen. Aus diesem Grund gibt es den Afrozensus. So sagte Politikwissenschaftler Joshua Kwesi Aikins im Interview mit der Deutschen Welle, dass der Afrozensus als Hilfestellung für weitere Forschungen gelten könne. Nicht nur Schwarze Menschen profitieren von der Sichtbarkeit dieser Lebensrealitäten. Denn auch People of Color erleben ähnliche Erfahrungen vor allem, wenn es um institutionelle und strukturelle Diskriminierung geht. Zudem wurden weißeMenschen durch den Afrozensus daran erinnert, dass Anti-Schwarzer Rassismus auch ein deutsches Problem ist und nicht nur eins aus den Vereinigten Staaten! Dennoch zeigen einige Reaktionen und Kommentare unter den Berichterstattungen auf, dass Empathie und Anerkennung für viele ein Fremdwort sind! Denn Akzeptieren und Tolerieren hieße Veränderung und das mögen einige nicht gern. Schon gar nicht ihre Privilegien checken. Abschließend danke ich den Menschen, die den Afrozensus initiiert haben und jenen die Teilgenommen haben. Dennoch ein kleiner negativer Punkt, der mir in meinem Umkreis auffiel: Schwarze Menschen, die nicht Teil der akademischen Bubble sind, waren etwas außen vor und fühlten sich nicht abgeholt. Was wirklich schade ist, denn es lag nicht an der Komplexität, sondern eher an dem Umfang der Umfrage. Unsere Community ist so groß und divers und es herrschen auf so vielen Ebenen noch Missstände, sodass sich der Afrozensus als sehr Zeitintensiv gestaltet hatte. Vielleicht hätten Wöchentliche Umfragen zu mehr Teilnehmenden geführt. Dennoch ist der Afrozensus für mich als Mixed-Race Schwarze Person ein wichtiger Start in Richtung Carearbeit für Schwarze Communities.  

:Abena Appiah

 

 

0 comments

You must be logged in to post a comment.