Eine Bremer Privat-Uni hat einen neuen Investor. Der soll die finanziell kränkelnde Hochschule vor dem Ruin retten.
Im Jahr 2001 eröffnete die private Hochschule International University Bremen ihre Tore für Studierende aus aller Welt. Ihrem Namen wurde sie dabei auf jeden Fall gerecht, denn sie zählt zu den internationalsten Universitäten Deutschlands, und 1.500 Studierende aus über 100 Ländern gingen und gehen dort ihrer Ausbildung nach. Sofern sie ein Stipendium haben, oder das nötige Geld, sich die bis zu 20.000 Euro hohen Studien- und Unterkunftsgebühren leisten zu können. Nach einer anfänglichen Finanzspritze durch die Freie Hansestadt sollte die Hochschule sich durch private Hand finanzieren, ein Plan, der jedoch nie wirklich aufging, weshalb stets weitere Steuergelder in die Finanzierung flossen. Bereits 2006 wurden die finanziellen Probleme jedoch besonders schwerwiegend, woraufhin die Jacobs Foundation 200 Millionen Euro investierte und eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Gesellschafteranteile erwarb. Von der mit der Kaffee-Dynastie Jacobs verbundenen Stiftung übernahm die Uni auch ihren neuen und aktuelle Namen, Jacobs University Bremen. Doch auch diese Ära scheint nun ihr Ende zu finden.
Bereits im Sommer 2020 kündigte die Jacobs Stiftung an, sich aus der Finanzierung der JUB zurückzuziehen, und ihre Anteile gingen einige Monate später übergangsmäßig an die Stadt Bremen, die seitdem neue Investoren sucht. Pläne einer Kooperation mit dem chinesischen Konzern Neusoft scheiterten, wohl auch an Bedenken der Bundesregierung. Im September 2021 konnte dann ein Erfolg verkündet werden: Mit dem russischstämmigen Multimillionär Serguei Beloussov, Gründer und Geschäftsführer des Schaffhausen Institute of Advanced Learning (SIT), hat sich ein Käufer für die Anteile gefunden. Das Institut ist nun mit 66,68 Prozent Mehrheitsanteilseigner Im Gegensatz zu vorherigen finanziellen Krisen, plane dieser auch laut eigenen Aussagen keinen Personalabbau an der Hochschule, die er mit einer Investition in Höhe von 50 Millionen Euro modernisieren will. Doch wer ist der neue Investor?
Beloussov, der einen Master-Abschluss in Elektrotechnik & Physik sowie einen Doktortitel der Informatik hat, ist vor allem in der Computer- und Softwarebranche tätigt. So gründete er 2002, damals bereits Staatsbürger von Singapur, die Tech-Firma Acronis, die Lösungen für Datensicherung und -wiederherstellung bietet. Beloussov fungierte zwischenzeitlich außerdem als CEO der Software Firma Parallels, Inc. und war Mitgründer der Wagniskapital-Firma Runa Capital. Interesse an der Bremer Privatuni hat er wohl vor allem als Gründer des bereits erwähnten Schaffhausen Institute. Das SIT ist ein gemeinnütziges Institut in der Schweiz, welches Beloussov 2019 gründete. Digitalisierung und Informatik gehören zu den Schwerpunkten, und Kooperationen gibt es bisher mit der Carnegie Mellon University, einer Privatuni in Pittsburgh, Pennsylvania und der National University of Singapore. Die JUB wird, mit dem Institut als neuer Hauptanteilseigner, wohl in naher Zukunft ebenfalls Kooperationspartner.
Die Zeichen stehen gut für die Bremer Uni, dass fürs erste die finanziellen Sorgen überwunden sind. Trotz ihres Rückzuges wird die Jacobs Stiftung bis einschließlich 2027 noch die bereits zugesagten Fördergelder in Höhe von 60 Millionen Euro an die Hochschule zahlen. Besonders die Stadt Bremen wird hoffen, dass in Zukunft keine Investitionen ihrerseits in die, bald wohl unter neuem Namen auftretende, Jacobs University ihre sowieso schon knappen Mittel belastet. :Jan-Krischan Spohr
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