Bild: Symbolbild, Ein Ranking der musikalischen Art. Bild: Sargent House

Um diese Zeit blickt man oft und (manchmal auch) gern zurück auf das vergangene Jahr. Dazu gehört für mich auch jedes Mal ein musikalischer Rückblick auf die Alben, die erschienen und mir besonders im Kopf geblieben sind. 

5. Ross From Friends – Tread 

Ein entspannter Einstieg in diese Liste: Tanzbar aber ätherisch fließt ein Track nach dem anderen aus den Boxen und bringt einen zurück auf Tanzflächen im Stroboskoplicht aber auch den leicht entrückten, halb-reell wirkenden Weg nach Hause, der auf solche Nächte folgt. Lo-fi Rauschen und Samples bekommt man genauso wie extrem knackige Synth-Melodien. Bis man sich im Club wiedersieht, sorgt dieses Album dafür, dass man auf keinen Fall vergisst, wie es sich anfühlt, und ist selbst an grauen Tagen eine angenehme musikalische Umarmung. 

 

4. Genesis Owusu – Smiling With No Teeth 

Der ghanaisch-australische Musiker Genesis Owusu ist nun schon ein paar Jahre in der R&B und Hip-Hop Szene unterwegs und hat nun mit Smiling With No Teeth sein Debüt-Album geliefert. Smiling With No Teeth fängt energetisch an, ist sich aber auch nicht zu schade, über mehrere Tracks entspannte R&B Banger zu liefern oder mal einen Punk-Abstecher zu machen. Immer wieder wird man positiv überrascht, die Melodien und Beats bleiben im Ohr, und man will mehr. Die Produktion ist dabei immer ambitioniert und die Ambition zahlt sich aus, und seit das Album erschienen ist, ist immer mindestens ein Track von ihm in meiner Rotation. 

 

3. black midi – Cavalcade 

Wer Musik sucht, um sich entspannt berieseln zu lassen, ist hier definitiv falsch. Deutlich weniger noisy als das Debüt-Album Schlagenheim, ist die zweite LP der britischen Rockband black midi auf keinen Fall weniger aufregend. Statt primär auf Jam-Sessions zu basieren, findet sich auf Cavalcade ein durchdachtes Gesamtkonzept, poliertere Produktion und ein deutlich kontrollierteres Chaos. Der Vergleich zu Prog-Rock Größen wie Yes, King Crimson und Pink Floyd bietet sich an, und scheint gerechtfertigt. Doch keinesfalls wird sich wiederholt, denn black midi machen viel Frisches und Neues, worauf man sich jedoch auch einlassen muss, wenn man es wirklichen genießen will. Denn Dissonanz und Lärm sind genauso wichtiger Teil des Konzepts wie sanfte Melodien und Harmonie. Es lohnt sich. 

 

2. Arca – KicK iii 

Eines der besten Alben des Jahres erwartet man nicht unbedingt erst am 1. Dezember. Besonders nicht, wenn es Teil einer 4-Alben langen Reihe ist, die mit dem 30. November beginnend eins nach dem anderen Tag für Tag erschienen sind. Vieles an KicK iii und der Musik von Arca ist jedoch nicht das, was man erwartet. Die venezolanische Produzentin (sie/they) ist an der vordersten Front experimenteller elektronischer Musik, was ihr Kollaborationen mit anderen Größen wie Kanye, Björk, Sophie Xeon und Lady Gaga einbrachte. KicK iii ist alles, was man sich von Arca wünschen kann: unter den 4 neuen Releases ist es das konstant überzeugendste Album und liefert energetische Beats, glitch und Hip Hop, jedoch alles auch mit klaren Einflüssen von Reggaeton und Cumbia. Die Vocals verlieren fast völlig ihre menschliche Inflektion unter Schichten von Effekten. Ein (leider nur) 35-minütiges Brett, an dem ich mich nicht satthören kann. 

 

1. Lingua Ignota – Sinner Get Ready 

Genauso schwer wie Kandidat:innen für die Top 5 zu finden, ist es für mich, mich für eine Reihenfolge zu entscheiden. Nicht so hier. Sinner Get Ready hatte den Platz auf der Eins von Anfang an praktisch sicher. Im Gegensatz zu den anderen Alben auf dieser Liste war es jedoch nicht konstant in meiner Rotation, ob beim Arbeiten, Spazierengehen oder auf der Fensterbank sitzend in die Welt schauend. Sinner Get Ready ist eine Erfahrung. Weniger reizüberflutend und überfordernd als der Vorgänger CALIGULA schafft Kristin Hayter es trotzdem aus dem Schatten dieses Kunstwerkes hervorzutreten und etwas ebenso Großartiges zu schaffen. Sinner Get Ready erzeugt eine Atmosphäre, die sich schwer in Worte fassen lässt, die es jedoch schafft, mich vom ersten bis zum letzten Ton in ihren Bann zu ziehen. Nicht nur das beste Album des Jahres, sondern vielleicht eines der besten aller Zeiten.      

  :Jan-Krischan Spohr

 

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