Kommentar. Frauen gehören in die Küche und Männer weinen nicht. Darüber, wie toxische Männlichkeit allen schadet.
Die Synonyme toxische Maskulinität, toxische Männlichkeit und giftige Männlichkeit, beschreiben männliches Verhalten, das sowohl für Männer selbst als auch für die Gesellschaft als schädigend angesehen wird. Der Begriff entstand in den 80er bis 90er Jahren innerhalb der mythopoetischen Männerbewegung. Beispielhaft für toxische Maskulinität gelten als vormals vorbildlich angesehene „Verhaltensregeln“ wie: „Männer weinen nicht“, „Ein Mann kocht nicht“, „Männer kümmern sich nicht um die Wäsche“, „Kindererziehung ist Frauensache“, oder „Der Mann verdient das Geld“. Toxische Männlichkeit manifestiert sich ebenfalls darin, dass ein Mann glaubt, keine Schwäche zeigen zu dürfen, alleine mit seinen Ängsten und Sorgen klarkommen oder ein bestimmtes Körperbild erfüllen zu müssen. Dass Männer und Frauen nahezu gleichwertig unter diesem Verhalten leiden, dürfte klar sein. Der Mann, welcher zu einer giftigen Männlichkeit erzogen wird, steht sich selbst im Weg. Und gibt diese Werte an seine Söhne weiter, genauso wie die Frau, welche toxische Männlichkeit von ihrem Vater oder ihrem männlichen Umfeld erlernt hat. Wie lässt sich dieses System durchbrechen? Es finden ähnliche Ansätze Anwendung, die auch zur Bekämpfung toxischer Weiblichkeit („Wenn du dich mal schminken würdest…“, „So will dich kein Mann!“, „Du bist ja viel zu dick/dünn!“) genutzt werden. Am wichtigsten sind hierbei die Eltern-Kind-Beziehungen. Väter sollten ihren Söhnen genauso Liebe und Zuneigung zeigen wie Mütter und sie nicht auf Distanz halten, damit aus ihnen „harte Männer“ werden. Mütter sollten ihre Söhne nicht zu den Männern heranziehen, die Frauen schaden, weil sie von Zuhause gelernt haben, dass Frauen in die Küche gehören und den Haushalt schmeißen und sowieso nur für das Wohlergehen des Mannes da sind. Das Beseitigen giftiger Männlichkeit erfordert eine umfassende, reflektierte Erziehung und verlangt von erwachsenen Männern ein tiefgehendes Nachsinnen über das eigene Verhalten. Toxische Maskulinität konnte bisher noch lange nicht zu hundert Prozent überwunden werden und es ist noch ein weiter Weg dahin, sie vollständig aus unserer Gesellschaft zu entwurzeln.
:Rebecca Voeste
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