Bild: Gilt noch an den meisten Unis – aber wie lange noch?, Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück Bild: lewy

Das laufende Semester startete mit großen Versprechungen, nach denen alles wieder normal werde – doch die Pandemie ist nicht vorbei und neue Verschärfungen laufen bereits an.

Die Corona-Zahlen in Deutschland steigen alles andere als langsam, aber dafür umso stetiger. Neben Konzepten wie 3G, 3G+, 2G und 2G+, über die munter gestritten wird, ist mittlerweile auch von einigen wenigen Politiker:innen und Kommentator:innen die Notwendigkeit einer berufsgruppenbezogenen oder gar einer allgemeinen Impfpflicht ins Feld geführt worden – übrigens auch in der :bsz 1307. Denn die Impfquote stagniert weiter bei unter 70 Prozent; die Zahl der lediglich Erstgeimpften wird durch jene der Booster-Geimpften bereits weit übertroffen.

An den Unis allerdings liegt die Quote schon seit dem Sommer deutlich über dem gesamtgesellschaftlichen Durchschnitt: Laut FAZ vom 19. November sind zwischen 85 und 90 Prozent der Studierenden und Angestellten deutscher Hochschulen vollständig geimpft. Entsprechend sind die Unis zum aktuellen Wintersemester nach anderthalb Jahren Onlineunterricht zur weitgehenden Präsenzlehre zurückgekehrt. Dies entsprach laut allgemeiner Wahrnehmung zwar den Bedürfnissen einer großen Mehrheit der Studierenden und wurde in Verbindung mit Hygienekonzepten in Form von 3G-Regelungen und verschiedensten Formen der Maskenpflicht am Campus umgesetzt. Zugleich stellte dieser Schritt eine Missachtung warnender Stimmen aus der Medizin dar, die gravierend steigende Infektionswerte für der Herbst und Winter prognostizierten. Das ging im allgemeinen Lockerungskurs, der von der Politik noch bis vor kurzem propagiert wurde, allerdings unter.

Mittlerweile scheint sich der Wind nach und nach wieder gedreht und den von den Parteien im Vorfeld der Bundestagswahlen gesäten Optimismus weitgehend hinweggefegt zu haben. Bereits kurz nach Semesterbeginn im Oktober verzeichnete die FU Berlin die ersten Impfdurchbrüche; an einem Institut wurde schon ab der zweiten Unterrichtswoche wieder vollständig auf Onlineunterricht umgestellt. Die Gewerkschaft Verdi und der Personalrat der FU kritisierten daraufhin das Uni-Präsidium, keine ausreichenden Vorkehrungen getroffen zu haben. Zudem wurde Kritik laut, dass das Angebot für Studierende, wieder in Präsenz unterrichtet zu werden, nicht selten in eine Präsenzpflicht kippte, weil keine Hybridoption ermöglicht wurden. Über derlei Beschwerden etwa an der Uni Heidelberg oder Osnabrück berichteten Mitte des Monats der SWR und die Osnabrücker Zeitung, aber auch an der RUB wurde entsprechender Unmut geäußert. (:bsz 1307). Umgekehrt gab und gibt es aber auch nach wie vor Stimmen, die beklagen, dass das Leben am Campus nicht wieder wie vor der Pandemie zugeht. Neben Einsamkeit und Homeoffice-Überdruss schwingt dabei in den Argumenten allerdings meist eine deutliche Unterschätzung der Pandemie beziehungsweise eine Überschätzung der Infektionsschutzmöglichkeiten in geschlossenen öffentlichen Räumen mit.

Allgemein wird längst über eine mögliche baldige Rückkehr zum ausschließlichen Onlineunterricht gemunkelt. Die Ampel-Koalition hat indes in ihrem neuen Infektionsschutzgesetz festgelegt, dass die Länder bis Ende März 2022 unter anderem den Hochschulbetrieb im Sinne der Pandemiebekämpfung einschränken dürfen. Kritik war prompt von der Hochschulrektorenkonferenz gekommen, woraufhin ein FDP-Sprecher sogleich einlenkte und erklärte, dass es „keinen Grund für einen flächendeckenden Hochschul-Lockdown“ gebe, wenn die Hygienekonzepte gut seien. Entsprechend wird genau an diesen herumgewerkelt. Die RUB geht dabei eher kleine Schritte und verschärfte zuletzt die Maskenpflicht leicht. Im bayrischen Erlangen wollte man dagegen offenbar klotzen statt kleckern: Die dortige Uni führte bereits Mitte November eine 2G-Regelung ein. Der Rektor verteidigte den Schritt gegen Kritik: „Wir stellen mit den getroffenen Maßnahmen die Lehre in Präsenz sicher, so werden wir nicht gezwungen, in wenigen Tagen oder Wochen komplett auf online umzustellen.“

:Leon Wystrychowski

 
 

 

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