Kommentar. Das Leben mit und in der Natur scheint für Menschen die dieser Lebensweise nachgehen, immer schwieriger zu werden. Sie warnen, doch die privilegierte Gesellschaft hört nicht zu.
Hinterwäldlerisch, ungewöhnlich, zurückgeblieben. Solche Worte fallen schnell, wenn über Menschen gesprochen wird, die mit der klassischen westlichen Zivilisation nichts am Hut haben. Ihr Lebensstil geht mit der Natur einher. Angepasst an das, was es gibt und was reicht. Doch dieser Minimalismus und diese Lebensweise ist in naher Zukunft nicht mehr möglich. Während wir als westliche Gesellschaft für uns das autarke Leben entdecken, gibt es an den verschiedensten Orten auf der Welt Völkergruppen, die noch so leben. Über die Jahre wurden es immer weniger, denn das westliche Leben und dessen Gefühl wurde in die Länder gebracht. The bigger, the better! Und ja, auch ich bin Teil dessen! Ob ich will oder nicht!
Afrika zum Beispiel gehört zu den Orten auf der Welt, die am wenigsten an Emissionen beitragen, aber jetzt schon unter dem Klimawandel leiden. In manchen Gebieten hat sich das Klima schon verändert und die Menschen müssen mit einem Grad Erwärmung bereits leben. Auch hier trifft es die Ärmsten. Aber für unsere westliche Gesellschaft interessiert es erst, wenn es uns trifft! Fridays for Future ist nicht nur weiß und europäisch! Auch in Afrika gibt es Klimaaktivist:innen, doch die wollen wir nicht sehen! Wahrscheinlich werden wir erst drauf aufmerksam, wenn der Kaffee aus der Fairtradeverpackung nicht mehr schmeckt oder pro Kilo einfach nur noch ein Luxus gut geworden ist, weil die Ernte nicht mehr die gleiche Qualität haben kann, die ihr seit Jahren am Frühstückstisch zu trinken bekommt. Skandal! Ausbeuterisch diese Afrikaner:innen! Aber es liegt auch an uns und Menschen wie Vanessa Nakete aus Uganda, die beim Weltwirtschaftsforum von den westlichen Medien aus dem Bild geschnitten wurde, haben uns gewarnt! Aber sie ist nicht allein! Fatou Jeng aus Gambia nennt sich selbst Klimaoptimistin, kämpft einen Kampf gegen die Zeit. Durch das Ansteigen des Meeresspiegels steht ihre Heimat akut in Gefahr! Ihr Dorf Bajul wird untergehen. Der Fluss, der in den Atlantik strömt, wird nicht nur Menschenleben kosten, sondern auch das kulturelle Erbe und Traditionen mit sich nehmen. Das klingt weit weg, doch durch die verstärkten Starkregen, die die Straßen überfluten, passiert dies jetzt schon. Hindou Oumaru aus dem Tschad ist Tochter eines Viehzüchters und durfte schon vor dem amerikanischen Präsidenten sprechen. Sie setzt auf die nomadische Lebensweise und Traditionen ihrer Eltern. Heißt: Sie orientieren sich am Wind, den Wolken und Insektenschwärmen. Der Kuhdung hilft das Land fruchtbar zu machen. Von der Milch und dem Fleisch können sie gut leben und das Klimaneutral! Aber das ändert auch nicht, dass die Welt um sie herum ändert. In Sahel zeigt sich, dass dort alles 1,5 Mal schneller geht. Dort schreitet die Erderwärmung schon voran. Ältere und jüngere Menschen sterben an den extremen Hitzewellen. Die Kühe geben nur ein Viertel des normalen Milchertrags ab und der Tschad-See, der die Region mit trinkbarem Wasser versorgt, trocknet aus. Auch Ineza Umuhoza Grace aus Ruanda kämpft an der Front gegen den Klimawandel. Sie sagt es straight heraus: „Afrikas Klimabewegungen müssen mehr in den Mittelpunkt gelangen! Wir sprechen, aber wir werden nicht gehört!“ Das stimmt! Wir privilegierten Menschen urteilen über Menschen, die wir in „Entwicklungsländern“ sehen und werden dann sagen, wenn das Fass übergelaufen ist, dass wir keinen Platz haben. Denn auf Klimaflucht müssen wir uns einstellen. Es werden Nahrungskriege auf Menschen zukommen, die jetzt schon Schwierigkeiten damit haben. Aber Ihr werdet sie erst hören, wenn es eskaliert ist. Ich freue mich auf Eure Hashtags! Kacheln und Mitleids Bekundungen für die übliche Hypezeit! Aber ich sage Euch: Ihr habt nur nicht zugehört!
:Abena Appiah
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