Bild: Die Paläste brauchen Strom: Wo kann man da sparen? , Grüne Bühne Bild: hakl

Kulturindustire. Noch nicht lange fragt man auch in der Theaterbranche, wie klimaschonendere Produktionen möglich sein könnten.

Eigentlich könnte Theater das klimaneutrale Medium schlechthin sein, denn grundsätzlich braucht man dafür nichts außer Schauspielende und ein Publikum. Nicht mal ein Raum oder eine Bühne sind unbedingt nötig, um Theater zu spielen, denn der Ursprung des Theaters liegt im antiken Griechenland unter freiem Himmel. Aber natürlich hat sich einiges seitdem verändert und nicht immer muss Freilufttheater so romantisch sein, wie mit dem Mittelmeer als Kulisse, sondern scheitert hierzulande häufig an Wetterbedingungen, die die Zuschauer:innen allzu häufig frierend und durchnässt hinterlassen müssten. Die Devise auf der Suche nach Verbesserungen im Klimaumgang kann also nicht einfach nur „Zurück zu den Wurzeln!“ lauten.

Wie verbraucht ein Theater viele Ressourcen? Die Antworten sind zahlreich, denn grade große Stadttheater haben ihre Räumlichkeiten oft in denkmalgeschützten Gebäuden, in denen ökologisch positive Anpassungen eine knifflige Angelegenheit darstellen. Solche Theater sind nicht selten monumentale Gebäude, die einen enormen Strom- und Heizbedarf haben, wenn geprobt oder gespielt wird. Hinzu kommt auch die in der Branche beliebte Kultur des Gastspiels, bei dem ein Ensemble mit seinem Stück auf Tour durch das Land oder die Welt geht, um der erzwungenen Regionalität ein Schnippchen zu schlagen. Dafür können etliche Flugreisen in kurzer Zeit anfallen und in der Klimabilanz hilft es dann leider nicht mehr viel, wenn bei den Getränken im Foyer Papierstrohhalme verwendet werden.

Theater wurde von Grund auf noch nicht ökologisch gedacht, weshalb es jetzt einiges an Kreativität erfordert, um in den gegebenen Strukturen dafür neue Wege zu finden, ohne gleich die ganze Branche auf den Kopf stellen zu müssen. Theoretisch ist klimaneutrales Theater natürlich möglich und das macht sich deshalb beispielsweise das Art Council Theatre in London zur Aufgabe: Bis 2030 will man dort tatsächlich klimaneutral werden. Viele befürchten dadurch einen Eingriff in die künstlerische Freiheit, denn extreme Materialschlachten wären damit wohl erstmal Geschichte. Aber wenn kreative Köpfe mit diesen Herausforderungen konfrontiert werden, könnte dadurch vielleicht Theater auf eine neue Art gedacht werden, die bis jetzt noch nicht geschaffen wurde. 

Man muss wohl kaum befürchten bald im Saal zu frieren oder, dass es bald keine Bühnenbilder oder Requisiten mehr auf den Bühnen gibt. Vielmehr muss man wohl hinter den Kulissen darüber nachdenken, wie man nachhaltiger mit den Materialien umgehen kann, damit nicht jedes Bühnenbild nach seiner Nutzung einfach auf dem Müll landet. Dafür gibt es bereits auch Tauschbörsen, die verschiedene Theater untereinander vernetzen sollen, aber bisher wegen zu geringer Effizienz und Aufmerksamkeit nur wenig genutzt wurden. In erster Linie wird in der Branche noch einiges an Aufklärung und Initiative benötigt; Verbesserungsvorschläge sind schon reichlich vorhanden. Natürlich sollen Gastspiele nicht verboten werden, aber man könnte besser organisieren, dass die Künstler:innen nicht nur für vereinzelte Termine kurz in eine Region eingeflogen werden, sondern für längere Zeiträume mehrere Veranstaltungen besuchen können. Auch auf der Bühne muss das Klima thematisch besser einbezogen werden, ohne nur zu belehren. Das Theater eignet sich sehr gut, um die abstrakten Zahlen, die der Klimawandel mit sich bringt, anschaulich und real zu machen.

    :Henry Klur

0 comments

You must be logged in to post a comment.