Bild: Symbolbild, Wenn es Leidenschaft Wettkampf wird cc0

Kommentar. Darüber, wie Olympia, Leistungsdruck und Wettkämpfe eine Sportart verändern könnten. 

Neben den altbekannten Sportarten haben es 2021 fünf neue nach Japan geschafft. Baseball/Softball, Karate, Surfen und die bereits genannten Sportarten Klettern und Skateboarding. In den Communities der beiden letzten wurden Aufschreie laut: Klettern und Skaten sind Sportarten, bei denen es nur zweitrangig um die Leistung geht, sie leben viel mehr von der Gemeinschaft und einer gewissen Kultur. Kletternde, das sind, wenn man dem Klischee glauben mag, Öko-Menschen in Secondhand-Kleidung, zumeist mit langen Haaren, die mit dem Fahrrad bis zum Fels fahren würden, falls möglich. Und Skater:innen, das sind klischeemäßig die, die kiffend (und da würden sich Kletterer auch anschließen) und biertrinkend auf ihren Boards rumlungern, allesamt Caps und zerrissene Hosen tragen. Natürlich vermittelt jeder Sport mehr oder minder ein ganz eigenes Lebensgefühl, doch gerade bei den jüngeren, „urbanen“ Sportarten – und wer Teil dieser Communities ist, weiß genau, wovon ich rede – ist der Wettkampfcharakter im Hintergrund. Sicher, auch vor Olympia gab’s schon Weltmeisterschaften und Europameisterschaften in beiden Sportarten, sodass zu hinterfragen ist, was es da ausmacht, dass Olympia hinzukommt, doch die Sorge der Sportler:innen ist, dass sich ihr Lebensgefühl verändern wird. Gerade beim Klettern ist es beispielsweise schwierig, Leistungen gegeneinander auszuspielen, da die meisten Kategorien des Kletterns in Teams durchgeführt werden. Ohne den Partner kommt man die Wand nicht hoch und es geht vorrangig darum, sich selbst in seinen Leistungen zu übertreffen, nicht andere. Gleiches gilt für Skater:innen, die sich neben dem Erproben von neuen Tricks an der Geselligkeit ihres Sportes erfreuen – ohne Konkurrenzdruck. Ähnliches ließe sich wahrscheinlich auch fürs Surfen verallgemeinern: Da schwingt eben auch ein Lebensgefühl mit, eine Freiheit, die zu viele Wettbewerbe – und gerade auch das größte sportliche Ereignis unserer Zeit – zerstören könnten.

:bsz sagt: Olympia war grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen – ist nämlich sowieso fraglich, dass wir Menschen aus allem einen Wettbewerb machen müssen und kommerzialisieren, wo immer es geht. Durch das Hinzukommen neuer Sportarten wird daher mit Recht befürchtet, dass sich in diesen eine neue Leistungskultur entwickelt, doch muss dies nicht zwangsläufig heißen, dass der Spirit dieser Sportarten dadurch verloren geht, das können nur die nächsten Jahre zeigen. 

:Rebecca Voeste

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