Album. Willow Smith möchte sich in ihrer Musik nicht festlegen, vor allem nicht, was Genres angeht. Veränderung und mentalen Wachstum thematisiert sie auf ihrem neuen Album lately I feel EVERYTHING.
Es ist die natürlichste Sache der Welt, dass sich die Musik von Künstler:innen über die Jahre verändert. Generell ist Veränderung etwas, mit dem man zusammenarbeiten muss statt dagegen. Diese und weitere Weisheiten adressiert Willow Camille Reign Smith schon seit einiger Zeit in ihrer Musik.
Angefangen hat Willows Karriere früh: Grund dafür ist ihre Familie, Vater Will Smith und Bruder Jaden Smith sind keine unbekannten Gesichter in der Filmwelt. Auch Willow hat vor ihrer Musikerinnenkarriere in einigen Filmen mitgespielt. Einige Zeit später begann daraufhin ihre musikalische Karriere. Spätestens mit dem Release von Whip My Hair ging auch Willows Musik durch die Decke. Doch der Erfolg, der ihr Whip My Hair brachte, überforderte die damals zehnjährige Willow. Zu früh musste die junge Künstlerin die Schattenseiten des Erfolgs kennenlernen. Deswegen verwundert es nicht, dass es leiser um sie wurde.
So ganz konnte es Willow allerdings nicht lassen, weiter Musik zu machen und Texte zu schreiben. Es folgten einige Singles über die Jahre verteilt, bis Willow dann 2015 ihr Debutalbum Ardiphithecus rausbrachte. Daraufhin folgt 2017 The 1st. Das Album Willow, das die Künstlerin 2019 herausbringt, geht einige große Schritte in Richtung Veränderung. Durch Songs wie Time Machine zeigt Willow, dass sie für eine sehr junge Künstlerin unglaublich viel Weisheit in sich trägt und Lieder wie PrettyGirlz und Female Energy, Part 2 fangen an, Willows Spiritualität zu illustrieren.
Spiritualität ist ein wichtiges Thema für Willow, das sie nicht nur durch ihre Musik auslebt. Schon in ihrer Kindheit wurde Willow von Buddhismus, Daoismus und östlicher Philosophie und Religion beeinflusst. Auch gehört Yoga mittlerweile zu ihrem Alltag dazu. Ihre Spiritualität nutzt die Künstlerin, um Dinge, die in ihrem bisherigen Leben passiert sind, zu verarbeiten und ihre Traumata zu heilen. Das tat sie besonders mit der EP R I S E, die sie zusammen mit Jahnavi Harrison produzierte. Die sechs Songs der EP sind geprägt von Kirtan, einem devotionalen Gesangsstil aus Südasien. Beispielsweise im Lied Rise werden im Chorus immer wieder die Worte „Jiva Jago“ wiederholt, die so viel bedeuten wie „wach auf vom Schlaf der Illusion“. Willow möchte sich damit von den Zwängen der materiellen Welt entfernen und sich mit wichtigeren Fragen wie ihrer Lebensaufgabe beschäftigen.
Auch, wenn ihre bisherigen Projekte von Spiritualität geprägt sind, so scheint sich Willows neues Album sehr stark von ihrer vorigen Musik zu unterscheiden. Denn ihr neues Album lately I feel EVERYTHING ist vor allem eines: punkig und rockig. Nicht umsonst nennt sich Willow in ihrer Instagram Bio „Punk Picasso“. Eine Inspiration für das Album war die Musik von Avril Lavigne, die sogar mit dem Song G R O W ein Feature auf dem Album hat. Wenn Avril Lavigne früher Lieder über die Ängste von Teenagern und Nicht-Teenagern gesungen hat, singt sie jetzt zusammen mit Willow über die Möglichkeit, diese Ängste und Unsicherheiten hinter sich zu lassen und alles dafür zu tun, zu der Person heranzuwachsen, die man gerne sein möchte. Der Schmerz, den man früher nicht definieren konnte, wird jetzt in G R O W als Wachstumsschmerz identifiziert. Und genau das macht Willows Album aus: Die Wut, die man früher gespürt hat, ist immer noch da, aber jetzt verzweifelt man nicht mehr an ihr, sondern lernt mit ihr umzugehen und an ihr zu wachsen.
:Augustina Berger
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