Kommentar. Die Diskussionen über Corona-Entschädigungen für die jüngeren Generationen sind im Gespräch. Der Fokus: 18-Jährige, nicht drüber.
Die Corona-Pandemie hat allen Bevölkerungsgruppen einiges an Kraft abverlangt. Im Kampf gegen die Inzidenz mit wechselnden Verhaltensauflagen sind neben verschiedensten zu bewältigenden Problematiken mehr als nur einige Existenzen zerstört – und nicht unbedingt vom Staat aufgefangen worden. Viele derjenigen, die sich solidarisch den gefährdetsten Altersgruppen und Risikopatient:innen zeigten und gewissenhaft ihren Teil zur Eindämmung von Covid-19 beitrugen, litten jedoch auch still(er), schweigend solidarisch: Kinder, Jugendliche, Schüler:innen. Und dazwischen irgendwie vergessen: Studierende.
Neben anderen, auch teilweise bereits schon eingeleiteten Maßnahmen wie der sogenannte Corona-Zuschlag oder der Kinderbonus, entbrennen nun Diskussionen rund um die Frage, wie man denn die Jugendlichen, welche unermessliche Lebenserfahrungen aufgrund der Pandemie nicht sammeln konnten, entlohnen könnte – mal ganz davon abgesehen, dass wir alle wertvolle Lebensjahre eingebüßt haben, womit den Jugendlichen jetzt nicht ihr Recht an besonders prägenden Jahren abgesprochen werden soll. Nur ist die Geburt des eigenen Kindes vielleicht auch nun mal ein sehr einprägsames Erlebnis oder das Studium vollständig vor dem Bildschirm zu verbringen, um Beispiele in den Raum zu werfen.
Wie soll das Verpassen oder Nicht-Erleben und Nicht-Ausleben der Lebensjahre jetzt kompensiert werden? Die Grünen fordern beispielsweise ein kostenloses Interrail-Ticket für alle 18-Jährigen, da Reisen ein wichtiger Schritt ins Erwachsenenleben darstelle. Mit diesem Ticket können europäische Reisende in mehr als 30 Ländern über einen bestimmten Zeitraum unbegrenzt viele Zugfahrten tätigen. Fraglich, warum das Angebot nicht auch älteren zugutekommen soll, zumal die Gruppe von 18- bis 27-Jährigen offiziell als junge Volljährige gelten – wieso werden nur die 18-er:innen aus dieser Gruppe herausgegriffen? Der Verkehrsverbund Rhein Ruhr zeigt sich geistesgegenwärtiger: Er ermöglicht allen Kund:innen in der Zeit der Sommerferien (3. Juli bis einschließlich 17. August) kostenlose Fahrten im Nahverkehr im ganzen Land NRW – hinzukommen abgeänderte Mitnahmeregelungen und entfallende zeitliche Beschränkungen.
Um zu den Grünen zurückzukehren: Sie fordern außerdem, dass den Kommunen mehr Geld zur Entwicklung von Freizeitangeboten vom Bund zur Verfügung gestellt werden solle. Ebenfalls werden Urlaubsgutscheine vorgeschlagen – wie diese anzuwenden sein würden, welcher Papierkram sich ergeben und Kleingedrucktes vorzufinden sein würde, ist natürlich fraglich. Ein guter Ansatz, aber nicht mehr, vor allem nicht greifbar und konkret.
Darüber hinaus darf nicht vergessen werden: Wir alle haben gelitten, wir alle haben eingebüßt. Kinder und Jugendliche ganz besonders. Daher sollte ihnen verständlicherweise auch eine ganz besondere Aufmerksamkeit zukommen, um die letzten anderthalb Jahre irgendwie auszugleichen – obwohl dies nicht möglich ist, denn Lebenszeit geht bekanntlich unwiederbringlich verloren. Wir älteren aber auch, wir Student:innen auch und auch alle anderen. Wo bleibt unsere kleine Aufmerksamkeitstüte? Und die für das in Vollzeit arbeitende alleinerziehende Elternteil? 150€-Boni sind nett, entlastend allerdings nicht, wie wär’s denn mal mit ein paar Corona-Urlaubstagen? Oder ermöglichten Reisen? Schuldenerlass? Irgendetwas? Was die magische Gruppe der 18-Jährigen erfreut, würde sicherlich nicht von anderen Teilen der Bevölkerung ausgeschlagen werden.
:Rebecca Voeste
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