Hochschulbetrieb. Neuer Sommer, alte Fragen: Wird das nächste Semester in Präsenz stattfinden, und was muss man tun, um dies zu gewährleisten. Verschiedene Akteur:innen setzen dabei verschiedene Schwerpunkte.
Der zweite Pandemie-Sommer ist in vollem Gange und sieht ähnlich aus wie der letzte: Niedrige Infektionszahlen ermöglichen Öffnungen und Lockerungen in vielen Bereichen, und Ansätze der „Normalität“, nach der viele sich nun lange sehnten, werden erkennbar. Besonders der Hochschulbetrieb ist jedoch ein Bereich, in dem diese Aussichten und Versprechungen bisher meist Theorie blieben, deren praktische Umsetzung schlussendlich scheiterte. Die Fragen, Ideen und Sorgen der Studierenden, ihrer Vertreter:innen und der Universitäten häufen sich in letzter Zeit erneut, und eine Vielzahl an Initiativen gewannen in den letzten Monaten schnell an Fahrt. Bereits in vergangenen Ausgaben berichteten wir unter anderem von den Forderungen des Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz Peter-André Alt (:bsz 1291) und über die Forderungen des freien zusammenschlusses der studierendenschaften (fzs) (:bsz 1293).
Am 17. Juni erschien ein Artikel auf der Nachrichtenplattform der Ruhr-Universität RUB News. In diesem wurde angekündigt, dass das kommende Wintersemester mit zumindest teilweise in Präsenz stattfindenden Veranstaltungen geplant wird. Veranstaltungen, die „vorrangig der Wissensvermittlung dienen“, sollen dabei weiterhin auch online angeboten werden, womit unter anderem Überschneidungen zwischen Online- und Präsenzangeboten vermieden werden sollen. Die Problematik dieser Überschneidungen, besonders bei Zwei-Fach-Studiengängen, war immer wieder auch auf Sitzungen der Fachschaftsratvertreter:innenkonferenz (FSVK) und des Studierendenparlaments ein Thema, welches die Umsetzung von Hybridsemestern verkomplizierte. Bezüglich einer Impfkampagne für Studierende schließt sich die Ruhr-Universität HRK-Präsident Alt an, und fordert mehr Unterstützung seitens der Politik. Viel erinnert dabei jedoch an ähnliche Aussagen vor dem letzten Wintersemester, welche bis zum eigentlichen Beginn des Semesters an wieder steigenden Infektionen scheiterten. Um das zu vermeiden, sei laut der Initiative „Präsent bleiben“ auch nötig, Tests zur Verfügung zu stellen, und zwar seitens der Länder und Hochschulleitungen, statt diese Verantwortung auf Studierendenschaft und Studierendenwerke abzuladen. Investitionen in Hygienemaßnahme seien außerdem zu planen, um schlussendlich zu erreichen, dass mindestens die Hälfte der Veranstaltungen in Präsenz stattfinden können. Weiterhin fordert die Initiative, dass alle Studiengänge und Fachsemester gleichsam in diese Planungen mit einbezogen werden müssen. Interaktive Formate sollen den Anfang machen, und Raumknappheiten durch lokale Kooperationen lösen, was „auch zur Besserung der ökonomischen Situation von Angestellten des Kultur- und Veranstaltungssektors“ beitrage. Fachschaften und Hochschulgruppen solle bei der Organisation von Konzepten stärker unter die Arme gegriffen werden, unter anderem mit „Muster-Konzepten“, welche von Expert:innen entwickelt werden sollen und die Planung von Präsenzveranstaltung vereinfachen sollen. Schlussendlich solle die „Benachteiligung von Hochschulen in bundesweiten Öffnungskonzepten“ beendet werden.
Verschiedene kleinere Initiativen, sowie deutschlandweite Fachschaftsräte (bisher sieben aus Bochum) und ASten unterstützen den offenen Brief von „Präsent bleiben“ und die darin vorgestellten Forderungen. Nicht dazu gehört die Initiative „Zurück auf den Campus“, die seit einigen Monaten existiert und bei verschiedenen Kundgebungen eine Nähe zu Querdenker:innen und Coronaleugner:innen zeigte.
:Jan-Krischan Spohr
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