Musik. Eine Zeile eines 1980er Hardcore Songs änderte die Szene für immer. Der Song und die EP auf der er erschien, werden diesen Monat 40 Jahre alt.
Im Juni des Jahres 1981 erschien ein Album, dass die Hardcore Punk Szene dauerhaft verändern sollte: Minor Threat veröffentlichten ihre gleichnamige 7“-EP, deren vierter Track – „Straight Edge“ – unfreiwillig einer entstehende Strömung innerhalb der Szene ihren Namen und ihr Credo gab. Denn Sänger Ian MacKaye machte darin seine Meinung über Drogenkonsum klar, und unterstrich diese mit der Line „I‘ve got straight edge“ (ungefährt „Ich habe den nüchternen Vorteil“). Das alles wird begleitet von schnellen, eingängigen Gitarrenriffs und Drums. Auf dem nächsten Release der Band erklärte MacKaye seine Philosophie in dem Song „Out of Step“ weiter: Drogen, Rauchen, Trinken und casual sex lehnt er ab, was ihn vom Großteil der restlichen Welt unterscheide. In der (Hardcore) Punk Szene der 80er war das etwas sehr Ungewöhnliches, denn Drogen- und Alkoholkonsum spielten eine wichtige Rolle in den Texten der Musik und in dem Alltag vieler Mitglieder der Szene. Jedoch war MacKaye damit offensichtlich nicht allein, denn der Name „Straight Edge“ wurde in den folgenden Jahren von einer sich herauskristallisierenden Szene für sich beansprucht, die genau diese Werte vertrat. In der Mitte der 80er war ein Höhepunkt erreicht, und Straight Edge wurde zu einer der wichtigsten Strömungen, besonders im amerikanischen Hardcore Punk. In dieser Zeit und den 1990ern wurden auch Vegetarismus und Veganismus immer prominentere Teile der Philosophie. Zu dieser Zeit gab es jedoch auch die ersten Brüche in der Szene, und mehrere Splittergruppen trennten sich immer mehr voneinander: Die konservative, explizit homophobe Hardline Szene; Religiöse, von der Hare-Krishna-Bewegung beeinflusste Strömungen und Vegan Straight Edge existierten nebeneinander. Während die Straight Edge Philosophie auch heute noch weiter existiert und ihre musikalischen Einflüsse auch für das Entstehen von Metalcore von großer Bedeutung war, verlor sie im Laufe der Zeit immer mehr an Bedeutung als Jugendkultur. Über MacKayes politische Einstellungen lässt sich streiten, doch hat er unfreiwillig eine Bewegung ins Leben gerufen, die auch ein neues Bewusstsein für soziale und gesellschaftliche Probleme in die Hardcore Szene brachte.
:Jan-Krischan Spohr
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