Praxisseminar. Ein Angebot der Germanistik von Absolvent:innen für Studierende – und für lebendige Geisteswissenschaften.
Im Wintersemester 2017/2018 ruft Dr. Stephanie Heimgartner ein Projektseminar ins Leben, welches seines Gleichen sucht. Ihre Intention ist es, den Praxisbezug in den Geisteswissenschaften einzuführen – weg von der drögen Theorie hin zur Anwendung des Wissens und Könnens, das über die Semester angelernt wird, zum aktiven Umgang mit Literatur im Rahmen einer Veranstaltung, welche die Möglichkeit bitet bei einer Literaturagnentur zu arbeiten. Unter den Teilnehmenden befinden sich auch die Studierenden Marlon Brandt, Kirsten Jüdt, Lisa Brammerz und Nina Kullmann. Sie setzen in den darauffolgenden Semestern als Lehrbeauftragte die Leitung von UNGEBUNDEN. in nachgehenden Semestern aus Eigeninitiative fort. Den Studierenden gelingt es, das Projekt an der RUB im Praxis- und Optionalbereich zu etablieren. Es wird zu einem Projekt für Studierende der Komparatistik und Germanistik und gleichermaßen für aufstrebende Autor:innen. Das Praxisseminar geht unter der Leitung von Nina Kullmann in diesem Sommersemester in die fünfte Runde. Inhaltlich werden Studierenden der Germanistik und Komparatistik die Arbeitsweisen und -strategien von Literaturagent:innen in intensiven Seminareinheiten vermittelt, welche im zweiten Abschnitt des Seminars direkt angewendet werden: Die Studierenden betreuen eigenständig in enger Zusammenarbeit Autor:innen und ihre Manuskripte auf dem Weg zum Verlag, ganz in der Manier einer handelsüblichen Literaturagentur.
Für Nina Kullmann persönlich besteht der Reiz dieses Angebotes besonders darin, vermitteln zu können, dass die Germanistik nicht bloß aus trockener Theorie besteht, sondern auf ganz unterschiedlichen Ebenen bereichert, die zunächst nicht unbedingt ins Auge fallen – gerade bei der Arbeit als Literaturagent:in kommen auch soziale Komponenten im Kontakt mit Autor:innen hinzu. Natürlich geht es Nina Kullmann auch darum, ihre Expertise zu teilen, denn die Arbeit in einer Literaturagentur sei viel mehr eine Leidenschaft, eine Bereicherung für sie und andere. Das Potenzial des Seminars liege daher nicht nur in der Möglichkeit der praktischen Arbeit für die Teilnehmenden, welchen sich in dem Seminar ein Schnupperkurs in den von vielen Germanisten begehrten Beruf der Lektor:in bietet, sondern auch für die Autor:innen. UNGEBUNDEN. ist nämlich nicht wie die meisten Literaturagenturen auf ein bestimmtes Genre spezialisiert. Das Projekt ist wie die teilnehmenden Studierenden bunt und durch ihre Anzahl breit interessiert aufgestellt, sodass von vorneherein kein Genre ausgeschlossen werden kann. In der Vergangenheit wurden bereits Romane aus dem Bereich der Fantasy, der Romanze und aus Spartengenres an Verlage vermittelt und veröffentlicht. Die zu den Manuskripten gehörenden Autor:innen sind dabei ebenso von Jahr zu Jahr verschieden. Vom Hobbyschreiberling über heranstrebende Nachwuchsautor:innen bis zu erfolgreichen Debütautor:innen, die mit ihrer Einsendung das Projekt und nachkommende Literaturagent:innen der Branche fördern möchten oder deren Buchprojekt nicht im Heimatverlag vermarkten können, ist alles dabei.
:Rebecca Voeste
0 comments