Bild: Rechtliche Konsequenzen? Justitia hört weg. , Ist das mehr als Provokation? Symbolbild

Kunstfreiheit. Der Rapper Danger Dan tänzelt ganz bewusst und provokant mit „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ auf den Grenzen des Erlaubten. 

Daniel Pongratz aka Danger Dan ist eigentlich Teil der Hip-Hop-Band „Antilopen Gang“, doch sein neues Solo-Album, das am 30. April erscheint, steht eher in der Tradition deutscher Liedermacher wie Franz Joseph Degenhardt. Mit eigens komponierter Klavieruntermalung lässt er rhetorisch gewandt seiner Wut, über das, was in Deutschland seiner Meinung nach alles falsch läuft, fast freien Lauf. Nur fast, denn, wie der Titel seines neusten Werks schon vorwegnimmt, hat er sich im Vorhinein genauestens um den juristischen Rahmen seiner Aussagen gekümmert. „Juristisch wär die Grauzone erreicht / Doch vor Gericht machte ich es mir wieder leicht / Zeig‘ mich an und ich öffne einen Sekt / Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“, triumphiert Danger Dan schon vorsorglich über mögliche Klagen der im Lied erwähnten Personen. Bei diesen handelt es sich allesamt um prominente Vertreter des rechten Spektrums wie Ken Jebsen, Alexander Gauland oder Jürgen Elsässer, die er treffenderweise als lächerlich, nationalsozialistisch und antisemitisch bezeichnet. 

So weit, so korrekt. Doch geht die Polarisierung darüber hinaus, ob man nun Faschist:innen verachtet oder nicht? Wo so manche:r schon bestärkt eine durchaus eingängige Hymne für den nächsten linken Straßenkampf sieht, wird man doch schnell stutzig, wie klein der gemeinsame Nenner des Liedes ist, wenn man neoliberale Influencer:innen wie Diana zur Löwen dabei erwischt, wie sie einen Hula Hoop-Reifen schwingend (inklusive Produktplatzierung) die selbe Musik auf den Ohren haben. Einen Streitpunkt innerhalb der linken Rezeption gibt es dennoch und dieser liegt bei den letzten Zeilen: „Und wenn du friedlich gegen die Gewalt nicht ankommen kannst / Ist das letzte Mittel, das uns allen bleibt, Militanz“. Hiermit lässt Danger Dan wieder einmal die seit jeher hitzig geführte Debatte unter Linken aufflammen, die zwischen hufeisenschleuderndem Pazifismus und teilweise beängstigender Gewaltbereitschaft ausgetragen wird. 

Bei einem Interview mit Jan Böhmermann, in dessen Sendung er mit dem politisch sehr aktiven Pianisten Igor Levit aufgetreten war, spricht der Moderator den empfindlichen Begriff „Militanz“ an, woraufhin der Rapper vorsichtig daraufhin deutet, dass es ihm nur um defensive Militanz ginge: „Ich verabscheue Gewalt. (…) Ich glaub‘ die Militanz-Frage auch in dem Kontext, wo man über so Neurechte und Nazis singt … Also ich glaube, wenn so ein wütender Nazi-Mob vor ‘ner Geflüchteten-Unterkunft steht, dann wirst du die nicht so richtig mit Lichterketten davon abhalten da rein zu gehen.“ Das vergleicht Danger Dan mit der Befreiung der Alliierten von Nazi-Deutschland, die auch nur mit Hilfe von Fliegerbomben möglich gewesen sei. Auch auf Böhmermanns Skepsis bezüglich der Zeile „Weil die Polizei doch selbst immer durchsetzt von Nazis war / Weil sie Oury Jalloh gefesselt und angezündet haben“, weil dies doch gar nicht bewiesen sei, reagiert der Künstler defensiv: „Ich würde es eher singen und mit Klavier begleiten als jetzt so zu behaupten“. Da werden wieder Erinnerungen an die langwierigen Streitigkeiten geweckt, die auf Böhmermanns Schmähgedicht über Präsident Erdoğan folgten. Danger Dan ist sich seines rechtlichen Rahmens offensichtlich sehr bewusst, denn seine Interviews bleiben im Gegensatz zu seinem bissigen Lied sehr harmlos. Was hier also viel stärker zu beachten ist, ist mehr das Werk als sein Autor, denn nur ersteres ist von der Kunstfreiheit gedeckt.            

:Henry Klur

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