Geschichte. Als aktuell einzige Stadt im Ruhrgebiet lehnt der Bochumer Rat den Antrag für Industriedenkmäler ab.
Soll das Ruhrgebiet den Status des UNESCO-Welterbes erhalten? Ja, sagen 41 der 44 Städte, die sich für den Antrag entscheiden, der einstimmig beschlossen werden muss. Dann kann das Land NRW die Bewerbung erwägen. Doch Bochum ist nicht dabei, zumindest vorerst. Dies beschloss jüngst eine Mehrheit im Bochumer Stadtrat im Zuge eines Beschlussvorschlags der rot-grünen Verwaltung unter der Leitung von Oberbürgermeister Thomas Eiskirch. Die Ablehnung wurde erteilt, da die Stiftung für Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur einen Antrag für eine Bewerbung der „Industriellen Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ beim Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung einreichte und sich Bochum positionieren musste. Aktuell harren noch Essen und Gelsenkirchen aus.
Die Verwaltung habe inhaltliche Bedenken an dem bisherigen Verfahren, so heißt es in der Begründung. So seien die Auswirkungen der Bewerbung schwer abzuschätzen und der Wert für die Region fraglich. Auch seien die Kommunen zu spät einbezogen worden.
Dieser Kritik schließt sich Felix Haltt, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion an und bezeichnet die späte Einbeziehung der Kommunen als „ein deutliches Manko“, doch ergänzt: „Wenn die Bochumer Stadtverwaltung dies kritisiert, muss sie sich aber auch an die eigene Nase fassen.“ Denn nach der ersten gescheiterten Welterbe-Bewerbung im Jahr 2014 sei die Zeit nicht genutzt worden, um Gespräche zu suchen. Die FDP-Ratsfraktion sieht daher Teile der Kritik als gerechtfertigt, spricht sich aber dennoch für ein weiteres Bestreben zum Welterbe-Status aus und fordert den Stadtrat auf, eigene Erwartungen an den Prozess zu stellen.
Auch die Linksfraktion fordert ein Festhalten am Bewerbungsprozess und findet wesentlich kritischere Worte für die Stadtverwaltung. Diese habe „unverantwortlich“ gegenüber der Region gehandelt. So erklärt Horst Hohmeier, Fraktionsvorsitzender der Linksfraktion: „Die Bewerbung zum UNESCO-Welterbe ist deutlich nachhaltiger als beispielsweise der Versuch, an einer möglicherweise bereits gescheiterten Olympia-Bewerbung festzuhalten. Die Renaturierung der Emscher, ein Jahrhundertprojekt, spielt ebenfalls eine Rolle. Diese Maßnahmen überzeugen auch unter ökologischen Gesichtspunkten.“ Bochum würde so von zahlreichen Landmarken profitieren, die durch den Welterbe-Antrag zu Industriedenkmälern werden könnten.
:Stefan Moll
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