Bild: Typische Hochschulleitung in der Bundesrepublik: Männer Ende Fünfzig., Alles beim Alten Bild: lewy

Diversität. Eine neue Studie gibt einen Einblick, wie (wenig) divers die deutschen Hochschulleitungen sind.

An den Spitzen der Hochschulen in der Bundesrepublik sieht es ziemlich eintönig aus, so das Ergebnis einer im März vorgestellten Studie des Gütersloher Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Der Untersuchung zufolge, die dem Stand vom September 2020 entspricht, ist die Zusammensetzung der Führungskräfte deutscher Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW), besser bekannt als Fachhochschulen, äußerst homogen: „Die deutsche Hochschulleitung ist im Durchschnitt 57,5 Jahre alt“, heißt es in dem Bericht. An staatlichen Universitäten sind es sogar 59,7 Jahre, während die an privaten im Durchschnitt vier Jahre jünger seien. Etwa die Hälfte der derzeitigen Präsident:innen und Rektor:innen befindet sich seit mehr als fünf Jahren im Amt, die Dienstälteste Person hat ihren Posten bereits seit 1997 inne, wobei auch hier die staatlichen Unis die durchschnittlich Dienstältesten Hochschulleitungen haben.

Mehr als drei Viertel der Präsident:innen oder Rektor:innen ist zudem männlich, Frauen stellen je nach Hochschul-Typ lediglich 19 bis 24 Prozent. Da Frauen einer anderen Untersuchung zufolge etwas über ein Viertel der Professor:innenschaft in Deutschland stellen, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass die Aufstiegschancen an die Spitze einer Hochschule für Männer und Frauen in etwa gleich sind, sobald sie erst einmal promoviert haben. Das wiederum würde zeigen, dass die Ungleichheit der Geschlechter nicht in den Chefetagen beginnt, sondern in der unteren. Lediglich fünf der an der Spitze der staatlichen Universitäten und HAWs stehenden Personen wurde im Ausland geboren, bei den privaten sind es dagegen mindestens zehn Personen und damit fast 10 Prozent. Noch schlechter vertreten sind Ostdeutsche: Lediglich eine Universitätsführungsperson kommt aus der ehemaligen DDR, an den Fachhochschulen sind es immerhin neun. Die allermeisten kommen allerdings aus Nordrhein-Westfalen. Ebenfalls ermittelt wurde, dass mehr als ein Drittel der Präsident:innen und Rektor:innen einen Abschluss in Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften hat, bei den Privaten sind es sogar mehr als 57 Prozent. Ebenfalls gut vertreten sind Ingenieur:innen, Naturwissenschaftler:innen und Geisteswissenschaftler:innen, Mediziner:innen, Sportwissenschaftler:innen, Kunstwissenschaftler:innen und Lehrämtler:innen dagegen weniger.

Für die Erstellung der Studie wurden die Lebensläufe der Leiter:innen der 283 Hochschulen in Deutschland ausgewertet, ergänzt durch Nachfragen bei Rektoraten und Präsidien. Während es sich bei den Daten der staatlichen Unis und Fachhochschulen um Aktualisierungen von Erhebungen aus den Jahren 2018 beziehungsweise 2019 handelt, wurden die Zahlen zu den 108 privaten Hochschulen jetzt erstmals erhoben. Sowohl die damaligen als auch die jüngsten Studien wurden unter Leitung der Sozialwissenschaftlerin und verantwortlichen Senior-Projektmanagerin beim Hochschulentwicklungscentrum, Dr. Isabel Roessler, erstellt. Sie forscht und publiziert schwerpunktmäßig zur Rolle von Hochschulen als Treibern sozialer Innovationen. Die hinter der relativ neuen Studienreihe stehende Motivation erklärt CHE-Sprecher Jan Thiemann folgendermaßen: „Wir redeten über die immer größere Diversität unter den Studierenden, mit all den Anforderungen an die Hochschulen, die dadurch entstehen, doch über diejenigen, die mit dieser Diversität umgehen und die Hochschulen entsprechend ausrichten sollten, wussten wir so gut wie nichts.“

:Leon Wystrychowski

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