Tour d‘Amour. Während Veranstalter:innen weiter versuchen, während der Pandemie Fuß zu fassen, zeigt vor allem die Technoszene, dass trotz der immensen Schwierigkeiten derzeit, Solidarität möglich ist.
Wir schreiben das Jahr 2021 und die Festivalsaison rückt mit jedem Tag näher. Was letztes Jahr wie ein Hoffnungsschimmer eines nie enden wollenden Zuhause-Bleibens wirkte, ist heute so unrealistisch, dass sich weitere Hoffnungen zu machen nur in Enttäuschung enden würde. Die Clubs werden wohl die letzten sein, die öffnen dürfen und sobald Partys wieder stattfinden können, kann man wahrscheinlich davon ausgehen, dass die Pandemie dem Ende naht. Ein Livestream der Bundestagsabgeordneten Caren Lay (Linke) führte einem dies noch einmal schmerzhaft vor Augen. Hier trafen sich Veranstalter:innen und andere aus dem Bereich in einer Zoom-Konferenz und sprachen über die derzeitige Situation, mögliche Perspektiven und Wünsche. Zwar wurden durchaus Konzepte vorgelegt, wie zum Beispiel die Idee, dass man Testkapazitäten für Veranstalter:innen ausweitet, sodass ein Infektionsrisiko weitestgehend minimiert werden kann, jedoch muss man mit der aktuellen politischen Lage und den Versäumnissen der Bundesregierung davon ausgehen, dass diese Vorstellungen unrealistisch sind. Die Probleme sind derzeitig groß und eine wirkliche Lösung dieser scheint es nicht zu geben.
Obwohl alles dem Anschein nach für die Kulturindustrie bergab geht, lässt sich trotz allem aber nicht der Mehrwert solcher Institutionen verneinen. Ein neues Projekt, das in Kooperation mit Leave No One Behind und zusammen mit anderen NGOs sowie der Kulturbranche ins Leben gerufen wurde, sammelt am 27. März Kleiderspenden, Schlafsäcke, Hygieneartikel, Elektronik und vieles mehr. In dem Projekt Tour d’Amour wird auf die Situation in Moria aufmerksam gemacht und Clubs öffnen ihre Türen, nicht um zu feiern, aber um Spenden zu sammeln, die dann an verschiedene Lager in Griechenland unter Absprache der dort ansässigen NGOs ausgeliefert werden. Die Spenden können in Berlin (//about blank), Flensburg (Volksbad), Hamburg (Hafenklang), Leipzig (Werk 2), Wiesbaden (Schlachthof) und zu guter Letzt im ZAKK Düsseldorf abgegeben werden. Danach werden die Spenden von Busunternehmen der Veranstaltungsbranche in einer Tour durch Deutschland abgeholt und verteilt.
Es ist ein Zeichen, dass vor allem zeigt, dass egal wie sehr die Branche derzeitig in der Krise steckt, Solidarität und soziales Engagement Teil bestimmter kultureller Institutionen ist. Des Weiteren zeigt es uns aber auch wie wichtig und schützenswert diese Institutionen sind und wie sehr man sich wünschen kann, dass ein Bestehen solcher Institutionen zentrales Thema politischer Debatten sein sollte. Veranstalter:innnen beschweren sich und haben auch gutes Recht dazu, dies zu tun. Auch während einer Pandemie haben kulturelle Räume ein Recht darauf, zu überleben. Eines ist klar. Ein Sommer mit Partys wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht geben, aber dennoch muss sich Gedanken darüber gemacht werden, wie man weiterhin mit dieser Branche verfährt. Vergisst man sie weiterhin und überlässt sie sich selbst oder unterstützt man sie gemeinsam in dem Kampf gegen Corona, sodass alle möglichst unbeschadet aus dieser Krise herauskommen und gemeinsames Feiern, Kunst oder kulturelle Veranstaltungen machen oder einfach ein förderliches Beisammen sein möglich wird und der kulturelle Bereich nicht wegstirbt. Es liegt bei der Bundesregierung, die Sorgen der Branche ernst zu nehmen und eventuelle Konzepte zu bewerten, eine Antwort auf diese Sorgen bleibt noch zu erwarten.
:Gerit Höller
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