Bild: Dezentrale Demo am 8. März: In Bochum konnten Feminist:innen mehrere Stationen ablaufen. , Feministische Aktionswochen Bild: stem

Feminismus. Am 08. März ist der Tag an dem alle FLINTA* gegen Sexismus und den Problemen des Patriacharts protestieren. Auch dieses Jahr wurde dieser Tag in Bochum und der ganzen Welt zelebriert. Wir waren vorort in Bochum und haben uns auf globaler Ebene mit diesem Protesttag auseinandergesetzt und haben einen Denkanstoß zur Intersktionalität mitgebracht.

Der Kampftag und was danach kommt 

Mit dem Feministischen Kampftag am 8. März gibt sich das Bochumer Frauen*kampftagsbündnis nicht zufrieden und bietet neben einer dezentralen Demo ein mehrwöchiges Programm.

Unter dem Motto „Under feminist construction“ rief das Frauen*kampftagsbündnis am vergangenen Montag zur dezentralen Demo auf. Durch eine Reihe von „feministischen Baustellen“ führte der Weg dabei entlang mehrerer Stationen, an denen Redebeiträge liefen, Informationen verfügbar waren, feministische Kunst zu sehen war oder auf Probleme und Lösungen von Diskriminierung gegen Frauen hingewiesen wurde. In den Beiträgen, die auch nachträglich als Podcast angehört werden können, ging es um Themen wie Schwangerschaftsabbrüche, Gewalt gegen FLINTA*-Personen (Frauen, Lesben,Inter, Nichtbinär, Trans), häusliche Gewalt und sogenannte Incels. Auf der Demo-Route waren über den Tag verteilt zahlreiche Kleingrüppchen, Schilder tragend und Parolen rufend zu sehen, die die Route in ihrer eigenen Geschwindigkeit abliefen.
Doch mit der Demo ist das Programm noch lange nicht vorbei. Noch bis zum 28. April laufen die feministischen Aktionswochen, die ein volles Programm bieten, bei dem für so ziemlich jede:n etwas dabei ist. Beispielsweise gibt es Workshops, Beiträge und weiteres zu zahlreichen Themen wie Frauen im Fußball, Gleichstellungsarbeit im Hochschulkontext, Handlungsbemächtigungen für den Umgang mit Diskriminierung oder auch einen Stadtrundgang über die Reproduktion von konservativen Familienmustern in Einfamilienhaussiedlungen und vieles mehr. 

Das volle Programm findet ihr unter: tinyurl.com/Aktionswochen2021

Der Podcast mit den Redebeiträgen der Demo ist auf Spotify unter dem Titel „Frauenkampftag Bochum“ zu finden.      

:Stefan Moll

Protesttage dienen zur jährlichen Zurückerinnerung an Themen, die eigentlich täglicher Aufmerksamkeit bedürften. Der internationale feministische Kampftag ist einer dieser Tage, der jedes Jahr die volle Aufmerksamkeit aller bekommen sollte und vor allem Menschen, die nicht von Sexismus oder vom Patriarchat betroffen sind, sollten diesem Tag besondere Aufmerksamkeit schenken. Wo letztes Jahr weltweit Märsche von Frauen organisiert wurden und die Stimmen der Vielen die weiter anhaltenden Problematiken der verschiedenen Länder und Kulturen mit Sexismus aufzeigten, hängt dieses Jahr der Schatten der anhaltenden Pandemie über den Protesten. Trotz allem ist der internationale feministische Kampftag wahrscheinlich so global wie noch nie. Unter dem Hashtag #8M2021 wurde weltweit protestiert, gefeiert oder alles, was dazwischen ist. Eine Kritik muss man jedoch äußern: Streaming-Plattformen wie Twitch oder YouTube hätten den verschiedenen Livestreams durchaus mehr Aufmerksamkeit schenken können. Leider war dies aber nicht der Fall und man musste konkret wissen, wonach man suchte, um etwas zu finden, beziehungsweise einen Zugang zu finden. Schade! An einem Protesttag, der unter den besonderen Bedingungen wie in diesem Jahr stattfindet, könnten hier die verschiedenen Plattformen ein Zeichen setzen und den Zugang zu einer weltweit wichtigen Debatte für Einsteiger erleichtern. Enthaltung ist auch eine Form der Haltung und zeigt, dass, obwohl der internationale feministische Kampftag global ist, der Kampf noch weit davon entfernt ist beendet zu sein.  

Aber nicht nur online wurden Veranstaltungen abgehalten. Wo in Deutschland dieses Jahr der internationale Kampftag dezentralisiert stattfand, kam es in anderen Ländern zu großen Protesten. Vor allem in Südamerikanischen Ländern kam es zu Ausschreitungen zwischen Demonstrant:innen und Polizei. Gründe dafür waren verschieden, jedoch trug zum Beispiel die Errichtung einer drei Meter hohen Barriere um den Präsidentenpalast in Mexiko-Stadt mehr zur Eskalation bei. Die „macho wall of shame“ hatte einen faden Beigeschmack als Symbol für die Problematiken Mexikos. Machokult und Patriarchat sind in vielen

Südamerikanischen Ländern immer noch vorherrschend. Die Probleme häuslicher Gewalt und sexueller Übergriffe für viele noch Alltag.          

:Gerit Höller

 

Feministischer Kampftag ja!
Aber bitte intersektional!

Am 8. März protestierten viele Menschen für die Rechte von FLINTA* (female, lesbian, intersex, non-binary, agender, *) doch für viele gehört das nicht dazu. Obwohl dieses Datum eigentlich für alle gedacht ist, die unter dem Patriarchat leiden. Für die alten Feminist:innen und Mainstream Medien ist das aber kaum sichtbar. Dort wird das klassische Bild von dankbaren Frauen gezeigt, die in osteuropäischen Ländern Blumen  und/oder Rabattaktionen von der netten Parfümerie bekommen. Denn der Weltfrauentag sollte nicht nur den Fokus auf weiße cis-Frauen und ihre Realitäten legen. Denn wenn es um Diskriminierung von FLINTA* durch das Patriarchat geht, dann müsste man insbesondere die von Schwarzen hervorheben. Sie werden auf der intersektionalen Ebene am meisten marginalisiert und das, obwohl sie in dem Kampf gegen Diskriminierung meist führende Positionen einnehmen. Auch die Sprache hat sich geändert und wird inklusiver: Assigned female at birth macht darauf aufmerksam, dass wir uns nicht unser Geschlecht aussuchen können und entfernt sich von der binären Geschlechtsidentität. Aber auch das Sternchen hinter Frauen* ist kritisch zu sehen, da hierdurch Transfrauen das Frausein abgesprochen wird und diente oft eher als Fremdbezeichnung. Wer alle einschließen möchte, kann den Begriff FLINTA* benutzen, ohne sich transfeindlich zu zeigen. Für einige geht das alles zu schnell, doch genau das macht den feministischen Kampftag aus! Man kämpft gegen das Patriarchat und nicht innerhalb der Gruppe. Dieses Denken macht eine Frau nicht zur besseren Feministin, sondern führt dazu, dass sie sich in dem strukturellen Konstrukt besser positionieren möchte und das auf dem Rücken anderer Frauen.

                  :Abena Appiah

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