Bild: Freier Markt: Die Idee freier Entfaltung wirkt absurd in einem System, wo alles Wert haben muss. , Malen und zahlen Bild: kiki

Manifest. Künstler:innen und Kapitalismus: Die Probleme in allem einen potentiellen Markt zu sehen scheinen größer denn je. Hier erfahrt Ihr, warum wir schon seit längerem ein Problem mit freiem Markt und Kultur haben. 

Eigentlich ist es ja ganz simpel. Man erschafft etwas, was in die Kategorie Kunst fällt und die Leute kaufen es. Zumindest wäre es so, wenn Kunst ein sich nur am freien Markt orientierendes Konstrukt wäre. Dass künstlerisches Schaffen in den meisten Fällen nicht wirklich einen besonderen Marktwert hat, außer dass es Kunst ist, macht es gerade nicht besonders leicht Kunst als Produkt zu bewerten, dessen Verkauf sich lohnt und aus diesem sich eine potentielle Rendite holen lässt. Oder wie BWL-Justus sagen würde: „Mein Vater hat letztens in der Schweiz einen Rembrandt gekauft; denke der wird in zwanzig Jahren seinen Wert steigern.“  

Wir leben in einer Zeit, in der selbst Kunst ein Produkt ist; dies lässt sich wohl schwer bezweifeln. Staatliche Gelder werden fast ausschließlich im Wettbewerb ausgeteilt und Künstler:innen müssen gegeneinander antreten, um ihre Kunst wertvoll zu machen. So wirklich künstlerisch klingt das dann doch nicht. Doch siehe da: Eine Pandemie. Die Fehler einer ständigen Kategorisierung in Marktwert und potentielles Marktwachstum werden bewusst, wenn der freie Markt auf Gelder vom Staat angewiesen ist. Was uns die Covid-19 Pandemie gezeigt hat, ist, dass es so etwas wie einen freien Markt nicht gibt, und, dass staatliche Strukturen, die Arbeitnehmer:innnen schützen, wesentlich mehr Wert für eine Gesellschaft darstellen als weiter so zu tun, dass Wirtschaft und Politik sich nicht überschneiden sollten. Doch was hat das jetzt mit Kunst und Kultur zu tun? 

Immer wieder fliegt die Idee durch den Raum so etwas wie ein Grundgehalt einzuführen, doch wird die Idee schnell abgeschossen, angeführt von dem Argument, dass das wirtschaftlich nicht machbar wäre. Wir sind zurzeit in der einzigartigen Lage zu verfolgen, was passiert, wenn der Markt zusammenbricht und wie abhängig der Markt vom Staat ist. Was wirtschaftlich machbar ist, wird nicht vom Markt bestimmt, sondern vom Staat – so ist es momentan absolut wirtschaftlich machbar die gesamte Gastronomie zu schließen. Es muss also auch wirtschaftlich machbar sein, Dinge, die vielleicht doch nicht einem Markt angehören sollten, diesem nicht zwanghaft anbieten zu wollen, wie zum Beispiel Kunst. So könnte es durchaus sein, dass Kunst gar keinen wirtschaftlichen Wert braucht, sondern es einen gesellschaftlichen Wert hat, den es zu fördern gilt. Die Ideologisierung des freien Marktes als die beste Art der individuellen Selbstentfaltung hat das Gegenteil bewirkt und ist erwiesenermaßen nicht krisenfest. Also braucht es ein neues System, das den Wert von Kunst als einen gesellschaftlichen und nicht als einen marktwirtschaftlichen anerkennt und somit Künstler:innen schützt, anstatt sie weiter gegeneinander auszuspielen, indem man sie an dieses System zwanghaft versucht anzuschließen. 

Die Forderung für die Zukunft sollte heißen: Grundgehalt, jetzt für alle! Wir brauchen eine Alternative zum Kapitalismus, die diejenigen schützt, die seit Jahren ausgebeutet werden von Systemen, deren einziges Ziel die Profitmaximierung ist. Kunst ist und sollte auch nie nur eine Kapitalanlage sein. Nutzen wir die Lektionen der Pandemie, um ein System auszuarbeiten, das uns in eine Zukunft weist, die eine Gesellschaft als eine solche wahrnimmt. Weg mit den Gedanken, freie Selbstentfaltung lässt sich nur durch Gucci-Sneaker gewinnen.                           

                    :Gerit Höller

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