Impeachment. Kurz vor Beendigung seiner Amtszeit dreht Trump noch mal ordentlich auf und zeigt sich als schlechter Verlierer. Eine mögliche Amtsenthebung könnte kurz vor Ende drohen und würde einer maximalen Demütigung gleichkommen.
Am 23. Dezember hat Trump zum ersten Mal seinen zuständigen Chefermittler beauftragt, die Stimmen in Georgia erneut nachzählen zu lassen und weitere Stimmen für ihn zu finden. Dieser Anruf war einer von mindestens drei, um weiter Druck zu machen, den Zertifizierungsprozess zum 46. Präsidenten zu verzögern, gar zu fälschen. Trumps anhaltende Leugnung nach der Wahl ermächtigte seine Follower. Ein Protest, der von einigen aus dem fanatischen republikanischen Lager angekündigt, doch nicht in diesem Maße erwartet wurde. Sascha kommt aus Washington und berichtete, dass ihre Mutter sie angerufen habe und sich an 9/11 zurückerinnert fühlte. Überall sind Sirenen zu hören gewesen, Menschen seien auf den Straßen und überall konnte man Sicherheitspersonal sehen. „Es war ein anstrengender Tag für mich, da ich momentan in Texas lebe und meine Familie in Washington wohnt. Ich hatte wirklich Angst um sie“, fügte die Afrolatina an. Auf die Frage, wie es sein konnte, dass die Protestierenden so einfach ins Kapitol kommen konnten, sagte sie wenig überrascht: „Am Kapitol gibt es verschiedene „Polizisten“ und diejenigen, die an diesem Tag vor 18 Uhr am Kapitol waren, sind mit dem Ordnungsamt in Deutschland zu vergleichen, sie ermahnen die Menschen aber wirklich einschreiten tun sie selten. Erst recht bei weißen Menschen, da sie seltener als Bedrohung gesehen werden.“ Sie glaube, das seien die Gründe, dass es so einfach für die Rioters war, durchzukommen. Dies war auf den Bildern, die um die Welt gingen, auch zu sehen. Überforderte Sicherheitskräfte versuchten den Pulk vor dem Kapitol vergebens aufzuhalten. Und der Präsident? Er war zuvor auf einer Rally und befeuerte die Menge mit Verschwörungstheorien über seine Niederlage, die nicht nachweisbar waren. Währenddessen suchten Mitarbeiter:innen und Abgeordnete den Schutz vor den Trump-Anhänger:innen, die das Kapitol stürmten und sich im Rausch der Autorität befanden und fleißig Selfies machten. „Die Angst der republikanischen Anhänger ist groß, denn der Senat, das Repräsentantenhaus und der Präsident sind aktuell in demokratischer Hand. Und auch wenn ich weiß, dass eigentlich nur noch wenige Tage sind bis zum neuen Präsidenten, muss ich gestehen, dass ich mich nicht wirklich sicherer fühle“, sagte Sascha zur aktuellen politischen Lage.
Aus diesem Grund habe sie auch nicht wirklich große Erwartungen an das, was kommen mag. „Ich bin ehrlich, wenn ich die Wahl zwischen Trump und einer Banane gehabt hätte, dann hätte ich wahrscheinlich dieser meine Stimme gegeben.“ Sascha ist sich sicher, schlimmer kann es ihrer Meinung nach einfach nicht kommen. Es seien harte vier Jahre gewesen und nun leben sie in einer Pandemie und der vermeintlich mächtigste Mann der Welt würde sich nicht wirklich dafür interessieren, da er nur an sich und seine Vorteile denke. Für viele US-Amerikaner:innen bleibt der 6. Januar 2021 ein Tag, der in die Geschichte eingeht. So sagt Sascha abschließend:
„Mich verwundert es, dass einige Amerikaner sehr desillusioniert mit diesem ‚Protest‘ umgehen und meinen, dass dieses Ereignis eines der schlimmsten seit 1800 gewesen sein soll. Ich meine, im April stürmten Republikaner und Proud Boys das Kapitol in Michigan. So alt sind diese Bilder nicht!“ Ebenso sei sie gespannt, wie die Inauguration des neuen Präsidenten in wenigen Tagen stattfinden würde und ob diese ohne etwaige Vorkomnisse über die Bühne gehe.
Kommentar. Big, Bigger, America! Ein Land, dem wir nacheiferten und das wir aktuell peinlich finden und nur noch kopfschüttelnd beäugen. Doch können wir uns die europäische Arroganz überhaupt erlauben?
Gazetten und Nachrichten über die Ereignisse am 6. Januar in Washington. Ziemlich gewagt, wenn wir mal vor unserer eigenen Haustür kehren und uns an den 29. August letzten Jahres erinnern. Der Tag, an dem besorgte Bürger:innen bei einer Corona-Demonstration versuchten, den Bundestag zu stürmen und sich dort nicht von der besten Seite zeigten. Aber wie sagte Adenauer so schön, „Was stört mich mein törichtes Geschwätz von gestern?“ Wir leiden und lachen. Eine politische Hassliebe eben.
Wir schauen auf ein Land mit einem katastrophalen Gesundheitssystem, einen demokratisch gewählten Präsidenten mit autokratischer Einstellung und den meisten Covid-19 Toten im weltweiten Vergleich. Wenn ich es nicht besser wüsste, bin ich schon fast drauf und dran einen Spendenaufruf für dieses mittelgroße Entwicklungsland namens Vereinigte Staaten von Amerika zu machen. Denn mit einem Anruf könntet ihr dann eine ungebildete Redneck-Familie aus Alabama unterstützen. Natürlich würdet Ihr auch Briefe von den armen Kindern bekommen, die wunderbare Namen wie Aryian Sunshine oder Gail Gitler haben. Das ist nämlich im Land der Freiheit erlaubt. Doch zurück zu dem afrikanischen Präsident mit Ansichten aus den Achtzigern: Donald Trump. Sein Verhalten zeigt uns, was passieren kann, wenn man zu viel Haarspray inhaliert hat. Dieser Mensch lebt in einem Paralleluniversum. In seiner Welt gibt es nur Gewinner und die sehen aus wie eine wütende Orange mit einem Toupet der Marke Mattel. Obwohl ich weiß Gott nicht die Haare einer Barbie dermaßen degradieren möchte. Sogar die hiesigen Social Media Plattformen ziehen einen Schlussstrich und entfernten ihn und dubiose Channels um und über ihn. Wobei sehr schade ist, dass Trump sich nach dem Auszug aus dem Weißen Haus nicht mal mehr Deko-Ideen auf Pinterest für seine neue Bleibe suchen kann. Anyways, endlich hat diese toxische Beziehung vermutlich ein Ende. Wie viele red Flags haben die Bürger:innen Amerikas einfach übersehen? So viele, dass Mr. Terminator Arnold Schwarzenegger extra ein YouTube-Video machen muss, um einem ordentlich die Leviten zu lesen. Alles fürs Team und damit auch der letzte Republikaner versteht, was die Ansicht der „Proud Boys“ und der QAnon-Verschwörer ist. Sie verbreiten offensichtlich extrem rechtes Gedankengut und alternative Wahrheiten, stürmen aggressiv in politische Gebäude und wollen wiederholt oppositionelle einschüchtern und das wichtigste: White Supremacy first.
Aber wer nun Böses denkt, der irrt. Denn einige sind stolze Ehemänner von Schwarzen Frauen, haben Mixed-Babies oder wohnen eben im besten Alter im Keller der Mutti. Prima! Also könnten wir uns auf Zuwachs der Black Lives Matter- und FridaysforFuture-Bewegung freuen. Denn gewisse Ähnlichkeiten sind vorhanden. Und wenn sie Glück haben, greift die Polizei sie dann auch endlich an und schaut nicht nur starr zu, denn wir wissen ja: linke Proteste, sind böse Proteste.:Abena Appiah
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