Bild: Maske aus Metall – das unverkennbare Markenzeichen von MF DOOM. , Der Superbösewicht des Hip Hop, ein Nachruf Possan https://commons.wikimedia.org/wiki/File:MF_Doom_-_Hultsfred_2011.jpg, no changes made, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Hip Hop. Mit MF DOOM verlor die Independent Hip Hop Szene 2020 eine ihrer faszinierendsten Figuren, deren Name vielleicht nicht jedem ein Begriff ist, deren Einfluss jedoch aus modernem Hip Hop nicht wegzudenken ist. 

Als ich am 31. Dezember mit meiner Freundin auf dem Sofa saß, und sie sich kurz vor 0:00 Uhr noch etwas zu trinken holte, beging ich einen ganz typischen Fehler: Ich nahm mein Handy und schaute das letzte Mal für 2020 auf Twitter, und warf einen Blick auf die Trends mit dem Gedanken, dass ja vielleicht noch was interessantes – oder katastrophales – passiert sein könnte. Als ich den Namen MF DOOM sah, wusste ich, dass das nichts gutes heißen kann. Die Frau von Rapper und Produzent Daniel Dumile, der am besten unter diesem Alter Ego bekannt war, hatte bekannt gegeben, dass er bereits am 31. Oktober im Alter von 49 verstorben war. Ein Verlust, dessen Reichweite mir mit der Zeit immer klarer wurde. 

Seit seiner Kindheit sammelte Dumile Comics, und bereits früh begann er Musik zu machen. Unter dem Namen Zev Love X gründete er mit seinem Bruder Dingilizwe 1988 die Gruppe KMD, mit der sie ein Album veröffentlichten und ein zweites aufnahmen, welches jedoch erst 2000 einen offiziellen Release bekam, da 1993 innerhalb einer Woche zuerst Daniel Dumiles Bruder ums Leben kam, und KMD daraufhin auch von ihrem Label Elektra Records fallengelassen wurde.  Daraufhin wurde es für eine Weile still um ihn. Als er Ende der 90er langsam wieder aktiv wurde, tat er das unter einem neuen Namen und mit Maske. So wurde 1999 sein erstes Studioalbum mit dem Namen Operation:Doomsday veröffentlicht. Auf dem Cover der Marvel Comics Superbösewicht Doctor Victor von Doom mit Hoodie und Mikrofon. Neben seinem Alter Ego MF DOOM etablierte er auf diesem Album auch seinen Stil: Die kratzige Baritonstimme, der lockere aber klare flow und die vielen Samples aus Cartoon-Serien – in diesem Fall der Fantastic Four Serie aus den 60ern – sollten zum Staple seiner Musik werden. In der Folgezeit veröffentlichte er unter den Pseudonymen King Geedorah, Metal Fingers und Viktor Vaughn mehrere Projekte, auf denen er unterschiedliche zentrale Rollen einnahm. Nachdem sie bereits seit knapp zwei Jahren an einem gemeinsamen Projekt arbeiteten, brachte Dumile 2004 zusammen mit dem Produzenten Madlib unter dem Namen Madvillain das Album Madvillainy heraus. Dieses Album sollte nicht nur der erste kommerzielle Erfolg für MF DOOM werden, sondern eines der bedeutendsten Hip Hop Alben aller Zeiten, welches es konstant in Listen der besten Alben schafft – das alles ohne Hooks, den üblichen 16 Bars und mit unkonventionellen Beats. Musiker wie Danny Brown, Earl Sweatshirt und Tyler, the Creator und sogar Radiohead-Sänger Thom Yorke zählen es zu ihren Einflüssen. Auch wenn dieses Album klar aus der Diskografie heraussticht, sollten auch spätere Releases nicht aus den Augen verloren werden. Noch im selben Jahr erschien das zweite Album unter dem MF DOOM Alias: Mm..Food kombinierte Comics, den Charakter MF DOOM und Nahrungsmittel-Themen zu einer beinah absurd genialen Mischung, die sich perfekt in Dumiles exzentrische Diskografie einreiht. Ein weiteres Solo-Album, Projekte mit DJ Danger Mouse, Features auf Gorillaz Tracks sowie ein kollaboratives Album mit der ebenfalls supervillain-themed Hip Hop Supergroup Czarface sollten folgen. Während Madvillainy zwar sein bekanntester Release sein wird, gibt es in MF DOOMs Diskografie kein Projekt, welches sich nicht zu hören lohnt. Eine der enigmatischen und kreativsten Figuren der Hip Hop Geschichte ist er allemal. „Just remember ALL CAPS when you spell the man name.”

                                 
      :Jan-Krishan Spohr

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