Kommentar. Das Jahr 2020, im Schatten der Corona-Pandemie, hat einigen Menschen schwer zu gesetzt. Wie sah es mit staatlicher Hilfe aus?
Im künstlerischen Bereich ist das Leben (finanziell) häufig nicht leicht. Viele träumen davon die eigene Kunst zu veröffentlichen, sich dabei selbst zu verwirklichen und am besten davon noch Leben zu können! Sei es mit Tanz, Performance-Kunst, als Clown:in oder Ähnlichem, man ist auf Publikum angewiesen. Genauso wenn man sich seine Brötchen damit verdiente auf verschiedenen Konzerten, Betriebsfeiern und Hochzeiten als Sänger:in, Musiker:in oder DJ:ane aufzutreten und anderen Menschen mit musikalischer Unterhaltung Freude zu bereiten. Auch wenn vieles digital geht, ist es einfach nicht das gleiche und teilweise übersättigend gewesen, sodass man oft gar nicht mehr die Zeit (und Lust) hatte alles angemessen wertzuschätzen.
Und wenn es für die Konsument:innen schon eine häufig unbefriedigende oder unschöne Umstellung war, war es für die Kunstschaffenden noch deutlich schlimmer. Existenzängste waren weitreichend doch die Einkommens- und Hilfsmöglichkeiten begrenzt. Dennoch gab es sie, die staatliche Künstler:innen-Soforthilfe, bei der die Bundesregierung mit Unterstützung in Milliardenhöhe sowie weiteren Förderleistungen der Kultur- und Kreativwirtschaft unter die Arme griff. Man konnte Online einen Antrag auf Soforthilfe ausfüllen, bei der künstlerischer Werdegang, Institutionen zur Beglaubigung, Pläne für künstlerische Arbeiten und weitere Angaben gemacht werden mussten, unter der Prämisse, dass im Jahr 2021 ein Sachbericht abgegeben werden muss, wie das Geld genutzt wurde. Ein guter Schritt, der jedoch für die Beantragenden Personen oft Fragen offenließ. „Steht mir das Geld überhaupt zu?“; „Muss ich es später doch zurückgeben?“; „Reicht das für’s alltägliche Leben?“.
Ein Künstler mit dem Alias Otto Orbital hatte mir beispielswiese berichtet, dass er diese Hilfsleistung beantragt hatte und Geld als Hilfsleistung bekommen hat. Zuvor hatte er viele Auftritte auf Betriebsfeiern, Hochzeiten und selbstveranstalteten Konzertabenden, da dieses Einkommen jedoch weggefallen ist, hatte er innerhalb seines Antrags auf Soforthilfe angegeben seine digitale Präsenz auszubauen und unter anderem vermehrt als Produzent zu arbeiten. Zudem arbeitet Orbital als Musiklehrer, dennoch war er sich unsicher, ob ihm diese Hilfe überhaupt zusteht, da er sich nicht sicher ist, ob es unter anderem ein Problem sein könnte, dass er ebenso noch Student ist: „Ich traue dem Braten noch nicht so ganz“, hieß es von Orbital, daher hatte er für sich den Schluss gezogen möglichst nichts oder nur wenig von dem Geld auszugeben und dennoch seine künstlerischen Pläne umzusetzen. Wenn er sich sicherer fühle, dass es ihm diese Hilfe zusteht und er sie nicht schlagartig zurückzahlen müsse, wolle er jedoch ein Studio ausbauen in dem lokale Künstler:innen Songs und Alben aufnehmen und mit ihm produzieren könnten. So bedeutete die Soforthilfe für ihn, dass er sich freue unter die Liste der zu unterstützenden Kunst- und Kulturschaffenden zu gelangen, dennoch war es nicht Sicherheit genug, dieses Geld auch ohne weiteres zu investieren. Schlussendlich ist diese Hilfsleistung angedacht, die Kultur des Landes aufrechtzuerhalten und nicht dafür, dass sich Künstler:innen selbst bereichern. Was also am Ende als akzeptabel anerkannt wird, bleibt abzuwarten. Genauso bleibt abzuwarten, wie akribisch und schnell die im nächsten Jahr eintrudelnden Sachberichte abgearbeitet werden können. Alles in allem kann man nur hoffen, dass diese Soforthilfe dazu beigetragen hat, dass Kunst- und Kreativwirtschaft sich schnell erholen und uns erhalten bleiben.
Früh wurde medial darauf hingewiesen, dass diese Hilfe einerseits nicht genug sei, viele Leute keine Leistungen anerkannt bekommen hätten oder Menschen diese Hilfe beantragt hätten obwohl sie ihnen nicht wirklich zusteht. Nicht zuletzt wurde schnell deutlich, dass dies kein Fass ohne Boden ist, sondern einzig und allein ein Versuch eine Branche, ohne die es in unserem Leben sehr dunkel werden würde, irgendwie aufzufangen und am Leben zu erhalten.
:Christian Feras Kaddoura
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