Wirtschaft. Die nächsten Wochen sind entscheidend für den Weiterbestand lokaler Unigeschäfte – insbesondere auf Erstsemester kommt es nun an.
Für neue Studierende mag die Uni-Landschaft noch unbekannt sein. Weit ab von der Bochumer Innenstadt entfernt verschlägt es die meisten nur dorthin, wenn sie etwas Bestimmtes zu erledigen haben. Doch auf dem Campus und im Uni-Center befinden sich eine Vielzahl von lokalen, kleinen Geschäften, die nun aufgrund der Corona-Pandemie und des Online- und Hybridsemesters vor dem Aus stehen. „Wir haben einen Schuss frei im Herbst, sonst ist es aus“, so formuliert Joachim Schaten die Ernstlage. Er ist Besitzer der Unibuchhandlung Schaten und ist bereits seit mehreren Jahrzehnten fester Bestandteil der Versorgung von Studierenden. Auch Peter Stobbe und das Campus-Center vor Gebäudereihe G, welches neben Stobbes Uni-Buchladen auch den CD+Plattenladen, einen Kiosk sowie ein Handygeschäft und Schreibwarenhandel beherbergt, sind Urgesteine der Unilandschaft, die auf eine Erlösung warten. Ob es weitergehe, „das steht in den Sternen. Es kommt darauf an, wie sich das zum Wintersemester entwickelt. Ich weiß es nicht. Im Moment sehe ich schwarz,“ so Stobbe.
Eigentlich würde man denken, dass das Interesse an Büchern während der Corona-Pandemie nicht zurückgeht. Im Gegenteil, Bücher sind ideal, um lange Zeiten zuhause zu verbringen. Anders als in der Gastronomie beispielsweise lassen sich viele der Infektionsrisiken vermeiden, ohne die Verkaufskapazität zu vermindern. Ein Grund für die Not der Geschäfte in Uninähe ist die Abgeschiedenheit vom normalen Fußgänger:innengeschäft. Studierende machen einen Großteil des lokalen Umsatzes aus. Wenn diese nicht am Campus sind, leidet das gesamte Ladengeschäft. Ein weiterer Faktor ist, dass viele Menschen nicht wissen, dass Bücher aufgrund der Buchpreisbindung bei allen Händler:innen gleich viel kosten und überall versandkostenfrei angeboten werden. Statt die Einkäufe bei lokalen Geschäften zu tätigen, die es schwerer haben, Umsatzeinbußen zu verkraften, fällt die Wahl daher aus Unwissen, Gewohnheit oder Bequemlichkeit auf den großen Versandhandel.
Den Verlust der Umsätze konnte Joachim Schaten zudem nicht mit den Überbrückungshilfen der Bundesregierung wieder einholen. Denn wie viele andere Kleinunternehmen und Selbstständige konnte er sich dafür nicht qualifizieren, ein Hinweis auf die Schwächen des Hilfsprogramms. Zwar konnte Schaten mit der RUB, die vermehrt Buchbestellungen über die Unibuchhandlung tätigen möchte, eine Kooperation schließen. Doch auch diese wird nicht alles abfedern können, so Schaten. Joachim Schaten hofft für die kommenden Monate auf Aufmerksamkeit: „Es ist im Moment noch so, dass wir ganz häufig bei den Leuten merken, dass sie noch gar nicht die Idee haben, dass es ein Problem gebe. ‚Schaten gab es immer, Schaten gibt‘s seit 40 Jahren, die werden nächstes Jahr immer noch da sein.‘ Dieser Schalter im Kopf ist nicht umgelegt. Und eigentlich ist das noch das Einzige, das uns vielleicht hilft. Dass die Leute merken: ‚Oh Gott, da ist ja was. Da können wir vielleicht doch mal für ein halbes Jahr unser Einkaufverhalten umstellen.‘Es geht halt ohne Umsatz nicht.“
Wenn Ihr die Geschäfte unterstützen wollt, könnt Ihr entweder vor Ort vorbeischauen oder diese online erreichen. Die Unibuchhandlung Schaten bietet auf schaten.buchhandlung.de ihren Shop an.
Auch der Uni-Buchladen im Campus-Center bietet Online-Bestellungen an. Zu erreichen ist dieser unter: uni-buchladen@freenet.de oder per Telefon unter 0234/706040.
Weitere Angebote des Campus-Center, wie den CD+Plattenladen oder den Handy-Shop sowie derzeitige Öffnungszeiten findet Ihr auf campus-center.de.
:Stefan Moll
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