Bild: Zwei Vereine, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Ein Problem. , Rundes ins Eckige Bild:kiki

Fußball. Rasenballsport entwickelte sich über die letzten Jahrhunderte zu einem Kulturgut – weit über den Sport hinaus. Ein Stadionbesuch ist mehr als nur ein Stadionbesuch.  

Jedes Wochenende versammeln sich Millionen von Menschen in deutschen Stadien zu einem kollektiven Aufschreien, in den Armen liegen, jubeln, empört sein, weinen oder auch grölen. Zumindest war das so, bis ein gewisses Virus einen pandemischen Notstand auslöste. Doch selbst dieser Notstand führte zu Diskussionen, ob die Schließung der Stadien nötig sei und im Lockdown durften Fußballer gefühlt als erste wieder ihrem Beruf nachgehen. Damals noch ein Experiment, das – bis auf ein paar Ausnahmen – ganz gut funktionierte. Jetzt beginnt die neue Saison und es stellt sich die Frage, wie man mit den zukünftigen Spielen umgehen soll. Geisterspiele für eine gesamte Saison? Eine Horror-Vorstellung für Fans, auch wenn es wahrscheinlich das Sinnvollste wäre. Doch Politik und Veranstalter konnten sich einigen und erste Fans durften in der vergangenen Woche endlich wieder die Stadien betreten – zumindest in ein paar Orten. 

Es ist ein ständiges hin und her und Abwägen zwischen dem, was verantwortungsvoll und risikoreich ist. Verantwortungsvoll war es wahrscheinlich, dass keine Fans in das Stadion von Schalke dieses Wochenende gelassen wurden. Die Regel: Unter 35 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner:innen. Ein Richtwert, an den sich Veranstalter:innen halten müssen, um Zuschauer:innen in die Stadien zu lassen. Auf Schalke wurde dieser überschritten, also keine Fans. Ein Konzept, dass erstmal seine Rechtfertigung findet. Auf der anderen Seite dürfen in Bochum 4.395 Fans gegen Osnabrück ins Stadion gehen. Bochum ist circa 14 Kilometer von Gelsenkirchen entfernt. In anderen Städten wäre man nun in einem anderen Stadtteil, im Ruhrgebiet eben in einer anderen Stadt. Das Problem: In einer dieser Städte finden Großveranstaltungen statt, in der anderen werden Grenzwerte überschritten. Ob die Entfernung der Städte im Ruhgebiet zueinander eine Rolle spielt bei der weiteren Konzeptualisierung größerer Veranstaltung, wird sich erst noch zeigen. Die Idee eines Superspreaders im Stadion bereitet wahrscheinlich vielen Sorge; auch in Hinblick darauf, wo sich dann mögliche weitere infizierte Personen noch aufhalten. So steht auch die Frage im Raum, ob Fans in der Lage sein werden, sich an die geltenden Regeln zu halten. Laut einer Umfrage der Voting-App FanQ glaubten rund 70 Prozent von circa Tausend befragten nicht daran, dass Auflagen von Fans eingehalten werden würden. Wie können Vereine also garantieren, dass sich an die geltenden Maßnahmen gehalten wird. Dass Fans oft auch nicht verantwortungsvoll handeln, hat man auch schon vor Corona bemerkt und Spiele wie das Supercup Finale in Budapest zeigten, dass trotz ausdrücklicher Warnung des Robert Koch-Instituts Fangruppen dorthin reisten, um das Spiel mitzuverfolgen. Eine Entscheidung von Fans, die durchaus zu kritisieren ist. 

Die Frage, ob es wirklich einen vernünftigen Umgang mit Großveranstaltungen in einer Pandemie gibt, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit keine, die man einfach so beantworten kann. Es ist eine Frage mit vielen Facetten. Es ist die Frage, die im weiteren Verlauf der Pandemie immer wieder aufkommen wird; Normalität oder Lockdown. Ein Drahtseilakt, der alle Lebensbereiche einnimmt.            

                :Gerit Höller   

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