Bild: Kein Halt: Viele Teile des Ruhrgebiets sind noch schlecht an das Nahverkehrsnetz angebunden. , ÖPNV Bild:stem

Mobilität. Eine Konzeptstudie von Bochumer Wissenschaftler:innen zeigt Möglichkeiten, wie der Verkehr im Ruhrgebiet moderner werden kann. 

Um den Verkehr im Ruhrgebiet zu reduzieren, braucht es große Konzepte, statt Einzelmaßnahmen. Das lässt sich aus der Konzeptstudie „Integrierte Mobilität im Ruhrgebiet“ herauslesen, die von einem Team von Wissenschaftler:innen aus den Fakultäten für Sozialwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft veröffentlicht wurde. Denn gerade, wenn es künftig darum gehen soll, den Klimawandel zu entschleunigen, ist der Verkehr in Großstädten ein essentieller Bestandteil. Rund ein Fünftel der CO2-Emissionen in Deutschland entstehen laut dem Umweltbundesamt durch den Straßenverkehr. Andere wichtige Ausstoßer sind die Stromerzeugung, Industrie und Gebäudebeheizung. Die Studie wurde von der Emschergenossenschaft gefördert und mithilfe von Befragungen von Studierenden und Beschäftigten der RUB erstellt. Dabei wurden Lösungsmöglichkeiten herausgearbeitet und auf nationale und internationale Erfahrungen geschaut. 

Um den Straßenverkehr ökologischer und flüssiger zu gestalten, muss insbesondere die Nutzung von Autos zurückgehen. Dies ist möglich, indem beispielsweise Anreizsysteme im öffentlichen Nahverkehr durch bessere städteübergreifende Anbindungen, kürzere Pendelzeiten und niedrigere Kosten geschaffen werden. Das Ruhrgebiet steht hier jedoch vor einer besonderen Herausforderung: denn durch den Metropolcharakter der Region bei gleichzeitiger Zersplitterung in einzelne Städte mit individuellen Verkehrskonzepten ließ die gemeinsame Koordination in der Vergangenheit zu wünschen übrig. Es fehle ein ganzheitlicher Plan, ein nachhaltiges integriertes Mobilitätsystem, oder NIMS, wie die Wissenschaftler:innen es nennen. Dieses entstehe jedoch nicht durch viele einzelne kommunale Konzepte oder durch einen zentralen „Masterplan“. „Die einzige Chance für das Ruhrgebiet besteht in netzwerkförmiger Koordination und starker Kooperation unterschiedlichster Akteur:innengruppen (Staat, Unternehmen, Genossenschaften, Universitäten, Stiftungen etc.)“ heißt es in der Studie. Als Beispiele für integrierte Verkehrskonzepte nennen die Forscher:innen Städte wie Wien oder Zürich. 

Die Mobilitätsstudie erscheint zu einem besonders geeigneten Zeitpunkt, um über solche Verkehrskonzepte zu sprechen. Denn in rund zwei Monaten am 13. September finden in Nordrhein-Westfalen die Kommunalwahlen statt. Doch mehr als das: An diesem Tag werden nicht nur die politischen Vertreter:innen unserer Städte gewählt, sondern auch erstmals per Direktwahl die Repräsentant:innen des Ruhrparlaments. Das Ruhrparlament ist ein Zusammenschluss der elf kreisfreien Städte und vier Kreise des Ruhrgebiets, das für die Regionalplanung zuständig ist.  

„Integrierte Mobilität entsteht nicht durch Detailanpassungen existierender Verkehrssysteme, sondern durch ganzheitliche Systemveränderungen. Es ist zum Beispiel nicht ausreichend, lediglich Tarifanpassungen im ÖPNV vorzunehmen oder neue Buchungs- und Fahrplan-Apps zu entwickeln. Ebenso wenig reicht es aus, einzelne Fahrradwege auszubauen, isolierte Busspuren einzurichten oder punktuell Parkraum zu verknappen oder zu verteuern“ schreiben die Autor:innen in ihrer Studie. Solche Maßnahmen und Vorschläge sind häufig Brot und Butter der Lokalpolitik und werden in den kommenden Monaten weiter in das öffentliche Bewusstsein geraten, während Parteien ihren Kommunalwahlkampf hochfahren.            

    :Stefan Moll

0 comments

You must be logged in to post a comment.