US-Wahlkampf. Während die Pandemie und Proteste durch die USA wüten, verliert Donald Trump bei den amerikanischen Wähler:innen immer mehr an Boden.
Eigentlich sollte dieses Jahr in den USA ganz unter dem Zeichen des Präsident:innenwahlkampfs stehen. Während sich bei den Demokrat:innen Bernie Sanders und Joe Biden ein Rennen um die Kandidatur lieferten, lobte Präsident Donald Trump die bisherige Arbeit seiner Administration und brachte sich in Stellung, um auf seine beiden möglichen Konkurrenten zu feuern. Doch wie der Rest der Welt, rollten auch die Vereinigten Staaten auf eine Krise zu, die den Lauf der diesjährigen Präsidentschaftswahl entscheidend verändern könnte: Die Corona-Pandemie.
Mittlerweile haben sich die USA zum Epizentrum der Pandemie entwickelt, über 40 Millionen amerikanische Bürger haben ihren Arbeitsplatz und viele unter ihnen die damit verbundene Krankenversicherung verloren, in der schlimmsten gesundheitlichen Krise des 21. Jahrhunderts. Die Zahl der mit dem Corona-Virus Infizierten ist mittlerweile auf über zwei Millionen angewachsen, mehr als 100.000 Amerikaner:innen sind bereits mit der Krankheit gestorben. Viele schieben die Zuspitzung der Krise und die Massenarbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten auf Präsident Trump und seine zögerlichen Reaktionen auf die Verbreitung des Virus. Auf sich widersprechende Aussagen bezüglich der Gefahr und Ausbreitung des Virus folgten fragwürdige Aussagen zu der Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln gegenüber einer Infektion.
Auch bei den „Black Lives Matter“ Demonstrationen und Protesten, die auf die Ermordung des Afro-Amerikaners George Floyd folgten, machte Trump keine gute Figur. Anstatt auf strukturelle Probleme bei der US-Polizei einzugehen, hält er die Übergriffe auf Schwarze im ganzen Land für individuelle Taten; der Großteil der Polizist:innen mache ihren Job ausgezeichnet. Auch den eskalierenden Protesten sprach er die Agenda ab: hinter den Aufständen stecke die Antifa, die er in Zukunft als Terrororganisation einstufen wolle. Außerdem drohte er mit dem Einsatz des Militärs. Verständnis für die Sache der aufgebrachten Amerikaner:innen sieht anders aus.
Trumps schlechtes Krisenmanagement schlägt sich nun auch in seinen Umfragewerten nieder. Laut dem US-Sender CNN würden nur noch 41 Prozent der Wähler:innen für den aktuellen Präsidenten stimmen; sein Konkurrent Joe Biden hat mit 55 Prozent die Nase vorn. Außerdem würden nur 38 Prozent Trump für einen guten Präsidenten halten, die niedrigste Zustimmungsrate seit Januar 2019. Die Reaktion des Präsidenten auf die Veröffentlichung dieser Zahlen spricht Bände: Die Umfrage sei falsch und führe die Wähler:innen in die Irre, denn die Zustimmung für Trump sei in Wahrheit deutlich höher.
Die für diese Woche angekündigte Kundgebung Trumps scheint symbolisch für sein Handeln in den letzten Monaten zu stehen: Ursprünglich wollte er am 19. Juni in Tulsa, Oklahoma, zu seinen Anhängern sprechen. Daraufhin regnete es Kritik, denn der 19. Juni ist in den Vereinigten Staaten der Feiertag zur Befreiung der Sklav:innen nach dem Bürgerkrieg. Gleichzeitig steht Tulsa aber auch für die Gewalt von Weißen gegen Schwarze: 1921 zerstörte ein Mob ein florierendes Schwarzenviertel, die Zahl der Toten soll bis zu 300 betragen haben. Neben des rassistischen Untertons bei der Wahl des Termins und Austragungsorts, richtet sich die Kritik auch auf die gesundheitlichen Gefahren. Bereits 300.000 Trump-Anhänger:innen sollen sich für die Kundgebung angemeldet haben, obwohl die Zahl der Corona-Infektionen in Oklahoma und auch dem Landkreis Tulsa zuletzt gestiegen ist. Mittlerweile wurde die Veranstaltung auf den 20. Juni verschoben, vielleicht ein erstes Anzeichen dafür, dass Trump und sein Team die schlechten Umfragen und die Kritik ernst nehmen.
:Philipp Kubu
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