Lehre. Hochschullehrer:innen und Dozent:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz fordern eine „Verteidigung der Präsenzlehre“.
In einem offenen Brief haben 33 Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer gegen zunehmende Digitalisierung und für die Rückkehr zur Präsenzlehre aufgerufen. Auch mit Hinblick auf das digitale Sommersemester in der Corona-Pandemie sehen die Verfasser:innen die analoge Begegnung an den Universitäten und Hochschulen bedroht. Die Autor:innen fordern eine „vorsichtige, schrittweise und selbstverantwortliche“ Rückkehr zu Präsenzformaten und bekommen dabei Unterstützung vom Dachverband der Studierendenvertretung fzs (freier zusammenschluss von student*innenschaften).
Die Lehre in Präsenzform sei aus der Sicht der Lehrbeauftragten von grundlegender Bedeutung für das Prinzip und die Praxis der Universität. Digitale Elemente würden zwar einen wichtigen Teil bei der Wissensvermittlung an Hochschulen leisten, doch diese könnten den Austausch, die Begegnung und Gemeinschaft nicht vollständig ersetzen. Der Prozess der „diskursiven, kritischen und selbständigen Aneignung“ könne nicht digital vollzogen werden. Weiter warnen die Verfasser:innen vor einer sinkenden Wertschätzung der Präsenzlehre, beispielsweise durch die Politik und Hochschulleitungen. Die „Netzwerke, Freundschaften, Kollegialitäten, die für ihre spätere Kreativität, ihre gesellschaftliche Produktivität und Innovationskraft, für ihren beruflichen Erfolg und ihre individuelle Zufriedenheit von substantieller Bedeutung sind“, könnten Studierende in virtueller Form so nicht knüpfen. Universitäten böten demnach einen gesellschaftlichen Raum für kritischen Diskurs und kollektive Bildung. Dieser Raum könne virtuell nicht nachgestellt werden.
Weiter heißt es in dem Brief, dass kritische Debatten darüber, wie sich die Lehre entwickeln soll, nicht durch „scheinbare Evidenzeffekte“ der Corona-Pandemie abgekürzt werden dürften. Die Pandemie „solle nicht zu einer nachgereichten Begründung für Entwicklungen in der Lehre werden“, die bereits vorher offen und kritisch diskutiert worden sind.
Inzwischen haben den offenen Brief über 2.000 Wissenschaftler:innen von Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterzeichnet.
:Philipp Kubu
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