Satire. Um von Skandalen und Krisen abzulenken, gibt es ein erfolgreiches Marketingtool, das kein deutsches Unternehmen gerne auslässt – Werbung, die beim zweiten Blick rassistisch ist. Wie auch Du solch eine Werbung machen kannst, erkläre ich in fünf kleinen Schritten!
Punkt eins – Diversität zeigen
Gerade wenn Dein Unternehmen nicht mehr als neumodisch und hip gilt, solltest Du möglichst viel Farbe zeigen. Denn Diversität ist so cool wie nie! Eine perfekte Werbekampagne besteht deswegen am besten aus „Token“. Suche Dir gezielt Charaktere, die einer marginalisierten, gesellschaftlichen Gruppe angehören. Wenn Du diese casten kannst, ohne Rückfragen zu bekommen oder ein Stock-Photo bekommen kannst, umso besser. Denn dann liegt die Verantwortung bei der:dem Praktikant:in.
Punkt zwei – Werbung ohne Inhalt
Gestallte das zu bewerbende Produkt möglichst unauffällig. Denn wirklich niemand soll am Ende wissen, worum es wirklich geht. VW hat es uns vorgemacht. Die Hälfte der Menschen wissen gar nicht mal worum es in dem Spot geht oder welche Farbe das Auto hat, trotz allem ist das Unternehmen in aller Munde. Getreu dem Motto: Any publicity is good publicity. Dieselskandal? Abwrackprämie? Alles Begriffe, über die nicht gesprochen wird, denn wir haben ein Fass aufgemacht, dass die Nation spaltet und wir trenden auf Twitter.
Punkt drei – Rassismen verstecken
Offensiv zeigen, dass man diskriminieren möchte, ist so 1990. Heutzutage macht man es versteckt. Damit der Otto Normalverbraucher erstmal nicht versteht, worum es geht und nur die zu diskriminierende, „woke“ Gruppe sich angegriffen fühlt und diese erst einmal erklären muss, was das Problem ist.
Punkt vier – leugnen
Das ist mitunter einer der wichtigsten Punkte. Du hast das N-Wort benutzt? Schwarze als Affen bezeichnet, oder gar asiatische Menschen als Virus? Denn die Schuld liegt nicht bei Deinem Unternehmen!
Klar musste der Werbespot durch dein Unternehmen abgenickt werden und wurde vielleicht in deinem Namen produziert, doch Du hast den Spot ja nicht gedreht. Grundsätzlich kannst Du die Schuld schnell ablegen und Dich nicht der Verantwortung stellen. Warum auch? Als Unternehmen kannst Du Dich hierbei gut von Subunternehmen und Agenturen distanzieren.
Punkt fünf – Entschuldigen
Ein wichtiges Element, das vor allem Deine Social Media-Abteilung auf dem Schirm haben sollte, sind vorgeschriebene Entschuldigungen, die du dem wütenden Mob schicken kannst. Wichtig hierbei! Du musst klar machen, dass Du Dich als Unternehmen von dem Gezeigten distanzieren willst.
Ansonsten wirkt es einfach nicht glaubwürdig genug. Zudem kannst Du Dir einfach nicht erklären, wie es zu so einem Vorfall überhaupt kommen konnte. Während die Ersten mit dieser Entschuldigung abgespeist werden, wird die offizielle Entschuldigung oder Stellungnahme der Chefs veröffentlicht.
Bonus-Tipp! Opfer zu Täter:innen machen
Wenn Deine Community stark genug ist, machen sie gerne die marginalisierte Gruppe dafür verantwortlich, dass sie vermeintlich in allem Rassismus sehen. Denn sie übertreiben mit ihrer Annahme und wollen doch nur diskriminiert werden. Man kann sich nämlich nicht erklären, wie man bei solch einem Projekt mit den ganzen versteckten Rassismen darauf komme, dass es sich hier um Rassismus handelt?!
Und das Beste? Es legitimiert rassistische Sprache im Alltag.
:Abena Appiah
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