Reportage. Der Sommer kommt. Es wird wärmer, trockener. Zeit, das verstaubte Deck in die Hand zu nehmen und durch Bochum zu fahren auf der Suche nach netten Spots (alles auf Distanz).
Es sind vier Jahre vergangen seit meinem letzten Bänderriss. Vier lange Jahre ohne wirklich krass zu shredden. Hier und da habe ich mal wieder mein Board rausgeholt, aber immer wieder schnell weggepackt bevor es mir dann, als ich nach einer kleinen Sesh abends noch feiern war, geklaut wurde. Seitdem hat immer das Geld gefehlt für ein komplettes neues Board mit allem Drum und Dran. Corona hat es dann doch möglich gemacht. Kein feiern gehen mehr. Keine Unmengen an Geld in Clubs verschwenden. Keinen abendlichen Sektumtrunk. Das Geld reicht für den großen Gesamteinkauf.
Für mich beginnt nun langsam die dritte Woche. Erst bin ich nur die üblichen Spots abgefahren (Jahrhunderthalle, Musikzentrum, gegenüber vom Schauspielhaus dieser komische Platz). Schnell habe ich aber gemerkt, dass Bochum noch einiges mehr zu bieten hat als das. Hier und da ne nette vierer oder fünfer Treppe, eine kleine Bank, der nur ein bisschen Wachs fehlt und ausgefallene Denkmäler, die das neue Cover von „Thrasher“ zieren könnten. Das Ruhrgebiet glänzt für das geschulte Auge. Jeder Neubau der Stadt wirkt wie eine kleine Einladung eine kleine Runde zu fahren. Es fühlt sich wieder so an, wie früher, als ich mich als junger, kleiner Skater auf die Suche nach versteckten Spots machte, weil die großen Jungs in den Skateparks uns immer wegscheuchten. Nur jetzt langweile ich mich und hoffe einfach nur eine größere Treppe zu finden als die drei Stufen an der Jahrhunderthalle. Ganz nach dem Motto „Wenn du es skaten kannst, kannst du es skaten“.
Und so liege ich wieder alle paar Minuten auf den Boden und reibe mir die Knöchel, weil mein Deck mal wieder an die genau gleiche Stelle geflogen ist. Warum ich das alles immer wieder mitmache? Ich weiß es nicht. Skaten macht süchtig. Es ist schwer zu beschreiben, wie es sich anfühlt, einen Trick zu stehen nach tausenden schmerzhaften Versuchen. Ein Gefühl, das kein Publikum braucht. Je mehr ich wieder reinkomme, desto mehr packt es mich, desto weiter fahre ich und suche neue Ecken, desto mehr neue Freund*innen treffe ich, um zusammen diese Spots zu fahren. Skaten ist ein freier Sport. Es ist die eigene Entscheidung im Vordergrund das zu tun, was man für richtig hält. Etwas anderes sollte es auch nicht sein. Eine Subkultur, die sich die eigene Stadt aneignet und alles, was sie zu bieten hat für den eigenen Sport nutzt. Meine Liebe zum Skaten wurde wiedergefunden. Ich dachte, ich hätte sie verloren, dabei hat sie einfach nur eine kleine Pause gemacht, während ich mit Umzügen und anderen Dingen beschäftigt war. Jetzt habe ich wieder Zeit und rolle wieder. Hoffentlich diesmal bis zum Ende.
Kommen wir jetzt aber zum wirklich Wichtigen. Habt Ihr den Part (Skatevideo) von Lil Wayne gesehen? Totaler Schrott, oder? Warum macht man so etwas? Für diejenigen, die es nicht gesehen haben, guckt es Euch an und achtet darauf, wie sehr es inszeniert ist. Man merkt, dass kein Trick mit irgendeiner Art von Stil gestanden wird. Das ist wirklich das einzige Problem, dass ich mit Skatekultur habe. Dass irgendwelche Promis ernstzunehmende Parts bekommen, nur weil sie berühmt sind. Da hätte doch bestimmt ein*e junge*r talentierte*r Skater*in eine tausendmal bessere Line hingelegt. Naja. Das ist auf jeden Fall mein Aufreger der Woche!
:Gerit Höller
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