Glosse. Kleinunternehmen ringen um ihre Existenz und die großen Fische wollen keine Mieten zahlen. Als Dankeschön schmeißen sie mit Rabatten um sich, damit die Kaufkraft steigt.
Das Postfach voll mit Mails, die mir sagen, dass man in schweren Zeiten zusammenhalten und die aktuelle Lage sehr ernst nehmen müsse. Was noch wichtiger ist? Als Member bekomme ich 50 Prozent Rabatt auf den SALE und 25 Prozent auf reguläre Ware. Einfach den Code „Corona2020“ vor dem Bestellvorgang eingeben und schon hab ich gespart.
Apropos sparen. Während diese Unternehmen, die die Bedeutung eines Newsletters mehr als ausgereizt haben, uns ganz viel Liebe in den harten Zeiten schenken, leiern sie uns den letzten Groschen aus der Tasche. Alles nur, damit sie ihre Mietzahlungen im April nicht aussetzen müssen. Anders kann ich mir das einfach nicht erklären, dass große Handelsketten, die ihr Geschäftsjahr mit einem Plus im Milliardenbereich abschließen, ihre Ladenmiete nicht zahlen können oder eher gesagt wollen? „Unanständig!“, so lauten die O-Töne der Bundesregierung. Doch sie selbst haben das theoretisch möglich gemacht. Mit dem „Gesetz zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie im Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht“ können Mieter*innen ab April die Mieten für drei Monate aussetzen lassen.
Klarer Fall von Support für die kleinen Familienunternehmen wie Deichmann oder H&M. Mit ihren Produktionsstätten in Asien, die durch faire Bezahlung bekannt sind, können die Filialisten das eingesparte Geld der Gewerbemiete an die Mitarbeiter*innen zurückgeben, oder? Leider nein! Wie sagte einst ein Poet, „Wäre, wäre Fahrradkette.“ Natürlich mussten diese Konzerne nun auch die Kurzarbeit anmelden. Wer nun Böses denkt oder den Unternehmen ein unsolidarisches Verhalten vorwirft, weit gefehlt! Rein „präventive Maßnahmen, um die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten“, so Deichmann. Nebenbei drohen sie, dass eine Mietzahlung nur gewährleistet wird, wenn die Schließungen auch wirklich nur bis zum 20. April gehen.
Ich habe Tränen in den Augen. Kann denn keiner die „Big Player“ verstehen? Ich fordere mehr Solidarität! Kauft Gutscheine! Unterstützt sie online! Stellt eine Kerze vor den nächsten H&M! Denn nur gemeinsam können wir milliardenschwere Unternehmen retten!
:Abena Appiah
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