Hip-Hop. Von DDR-Hip-Hop bis zu heutigem Grime oder doch FrankoRap: Europas Hip-Hop Kultur war und ist vielfältig. Unterschiedlichste Kulturen versammeln sich unter dem Deckmantel Rap.
Als sich das Ende des Disco-Zeitalters ankündigte, meldete sich eine neue Musikrichtung aus Brooklyn, New York zu Wort. Zu der Zeit wusste wohl niemand, dass das Samplen bestimmter Stellen vergessener Disco-Schallplatten eine musikalische Revolution auslösen würde. Mittlerweile ist Hip-Hop aus keiner Musikrichtung mehr wegzudenken. Pop, Rock, Country, gefühlt alle Genres nehmen mal mehr, mal weniger Einfluss von dem mittlerweile erfolgreichsten Musikgenre der Welt. Dass Hip-Hop also längst über den Atlantik geschippert ist, sollte keine wirkliche Überraschung sein, beziehungsweise müsstest Du die letzten Jahrzehnte hinter dem Mond gelebt haben, um nicht mitzukriegen, was die europäischen Charts dominiert. Schon in DDR gab es aber eine Hip-Hop Subkultur, über die Rapper*innen wie Trettmann heute gerne reden.
Mittlerweile machen sich die verschiedenen Einflüsse der europäischen Länder bemerkbar. Dabei scheint immer wieder zentral, welche Arbeiter*innenbewegungen die spätere Musik mit ihren Einflüssen geprägt haben. Auch muss man sich vor Augen führen, dass die große kulturelle Vielfalt im europäischen Hip-Hop wahrscheinlich auf die Kolonialgeschichte zurückzuführen ist. So ist zum Beispiel die Hip-Hop Szene aus dem Vereinigten Königreich von jamaikanischen Einwander*innen geprägt, die Anfang der 1950er Jahre immigrierten und nigerianischen oder ghanaischen Einwander*innen, die über die Jahre verteilt in die UK kamen. Früh bildete sich im United Kingdom ein neuer Stil heraus, der klare Einflüsse aus den gerade genannten Ländern zog und mittlerweile international nicht mehr wegzudenken ist. Dancehall, Drill, Grime, und noch vieles mehr brachten eine Bereicherung, nicht nur für die europäische, sondern auch für die amerikanische Hip-Hop-Szene. Guckt man nach Frankreich, gibt es marokkanische und algerische Einflüsse sowie Personen aus verschiedenen karibischen Ländern und aus Ländern, die sich fast an der halben afrikanischen Westküste ansiedeln. Alle von ihnen brachten ihre eigenen musikalischen Vorstellungen mit, die sich mit der französischen Musik vermischten und heutzutage ein melancholisch tanzbares Gesamtpaket präsentieren.
Schaut man weiter in den Osten gibt es dann den Deutschrap, der durch die türkische oder kurdische
Arbeiterbewegung, aber mittlerweile auch durch England und Frankreich geprägt wird.
Geht man dann noch weiter kommen wir nach Polen, dessen Rap aggressiv bis ruhig sein kann und eine ganz eigene Entwicklung gemacht hat. Fernab von Migration und Kolonialgeschichte ist hier Hip-Hop noch fast wie am Anfang. Die Beats sind fett und die MCs erzählen Geschichten über das Leben. Rumänien überzeugt schon seit längerem mit authentischem Gangsterrap und bringt eine ganz andere Form der Realness mit, wo Rapper*innen und ihre kriminellen Machenschaften nicht nur in ihren Texten stattfinden.
Geht man dann in den Süden, stößt man auf Italien mit fast schon volksmusikalischen Einflüssen, wo Hip-Hop und Pop schwer voneinander zu unterscheiden sind und es so scheint, als ob der Rap den Pop abgelöst hat. Aber auch in Spanien, Portugal, Griechenland, der Niederlande und Belgien ist Hip-Hop nicht mehr aus der Musik wegzudenken. Ganz Europa zieht an einem Strang, wenn es darum geht, eine*n MC Geschichten erzählen zu lassen.
Reden wir über Euro-Rap, reden wir also über eine fast unübersichtliche Hip-Hop Landschaft, die Einflüsse aus aller Welt vereint. Wie fast alles in Europa, ist auch Hip-Hop das Zusammenkommen verschiedener Kulturen. Das Endprodukt lässt sich auf jeden Fall sehen und zeigt, dass es ja auch irgendwie funktionieren kann.
:Gerit Höller
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