Kommentar. Beste Freunde sind Polizist*innen und Raper*innen die meiste Zeit nicht. Eine Kluft die sowohl verständlich wie auch Show ist.
Die meisten von Euch kennen wahrscheinlich das Video vom Rapper Fler, der festgenommen wurde, weil er ohne Fahrerlaubnis fuhr und während seiner Festnahme die Beamten beleidigte und bedrohte. Für viele mag dies total überzogen sein. Ein Rapper, der auf die Arbeit der Streifenpolizisten überreagiert. Vorab: Persönlich finde ich Flers Reaktion auch ein wenig übertrieben und es wird nicht besser, dass er ab und zu auf die Handykamera rüber schielt während er versucht dem Polizisten klar zu machen, dass normalerwiese das SEK für ihn zuständig ist. Das heißt nicht, dass ich die Reaktion des Rappers nicht nachvollziehen kann. Hip-Hop ist eine Subkultur, die Ihre Anfänge in Brooklyn Ende der 70er Jahre hatte. In dieser Zeit war das Vertrauen in die Polizei nicht besonders groß, unter anderem weil diese ziemlich rassistisch motiviert gehandelt hat. Dies sind keine guten Voraussetzungen für ein fröhliches miteinander zwischen Künstler*innen und Staatsgewalt.
Das Misstrauen wurde mit der Zeit immer weiter ein Konflikt aus Prinzip. Unter anderem auch deswegen, weil sich weder Polizei noch Rapper viel Mühe gegeben haben, das Kriegsbeil zu begraben, man denke an N.W.A.s „Fuck the Police”. Es ist also keine Überraschung, dass die Apathie gegenüber der Polizei mit in den Deutschrap gelangt ist und letztendlich auch bei Fler. Hatte Fler also eine andere Wahl? Die Strukturen im Hip-Hop zum Thema Polizei und Rapper*innen sind mittlerweile so festgefahren, dass eine Konfrontation mit Blau Weißen Partycops ein wichtiger Coup ist, um die eigene „Realnes“ zu beweisen. Steht man im Konflikt mit der Polizei, ist man ein*e waschechte*r Rapper*in. So hatte Fler auch keine andere Wahl als der Polizei zu erklären, dass sie gar nicht für ihn zuständig ist, weil er viel zu krass ist, denn andersrum wäre er nicht real. So sollten wir uns also nicht die Frage stellen, was Fler so krasses macht, dass nur das SEK für ihn verantwortlich ist, sondern warum das Ganze so schön auf Video ist. Ziemlich gutes Marketing für einen mittlerweile fast schon vergessenen Rapper.
:Gerit Höller
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