Bild: Hier könnte ein Nazi-Bild sein: Aber hier stehen auch nur Flaschen!, Nazi light Bild: bena

Kommentar. Nazimusik – Der geheime Scheiß, der in den 00er Jahren an Schulen verteilt wurde, ist nun popkulturell im Mainstream gelandet und bei Spotify und Co.

Für sein Attentat fehlte die richtige Musik. Stephan B., seines Zeichens für den Anschlag in Halle im Oktober verantwortlich, musste sich erst mal einstimmen. Da passte natürlich der Sound von einem Rapper, der für seine englischsprachigen Parodien von amerikanischen Rapsongs in der tiefen Naziszene bekannt ist. Worte wie „master race“, „Antithese zum Judentum“ oder „Ahnenerbe“ sind nur einige wenige, die Stahlbirnes Lieder ausmachen. Seine Songs wurden mittlerweile von den gängigen Plattformen gelöscht und sind nur noch auf obskuren Streamingseiten zu finden. Der Interpret steht zu seinen antisemitischen, sexistischen und rassistischen Texten. Texte, mit solch eindeutigen Inhalten landen schnell auf dem Index und sind heutzutage schwierig zu finden. Diese Art von Musik wird häufig nur von Leuten gehört, die sich nicht nur mit dem gängigen Nazishit auseinandersetzen. Dafür muss man sich länger mit der Materie beschäftigen, denn so eine hohe Bekanntheit im Nazi-Mainstream hatte der Künstler nicht. Er gehört zu den „Parody Rappern“. Eine Gattung, die afroamerikanische sowie Deutschrap Songs covern und Hassparolen und Kriegsaufrufe drauflegen.
Auch wenn Stahlbirne und andere Interpreten der Szene eher im Untergrund bekannt sind, werden sie von den Hardlinern gehört. Sie sagten unverblümt wie sie fühlen und deswegen kamen sie nicht durch die Uploadfilter. Das ist der größte Unterschied zu den Patriotenrappern.

Sie sind auf Demos, und bei einschlägigen Parteien, rappen aber zwischen den Zeilen und sehen sich „Konservativ rechts wie die CDU in den 90er Jahren“. Stahlschuh ist aktuell mit knapp 60.000 Abonnet*innen der bekannteste aus diesem Genre. Sein YouTube Channel ist voller „Fake News“ wie Trump es sagen würde und stellt immer wieder klar, dass er nichts gegen andere habe, sondern einfach nur den Stolz der Deutschen etablieren möchte. Dass der gute Mann aber auch Martin Sellner als Edelfan hat, der nebenbei Sprecher der rechtsextremen Identitären Bewegung Österreich ist, ist auch nur ein Zufall. Sie wollen lehren und aufmerksam machen, was Metapolitiker eben so machen. Ein weiterer Zufall ist, dass sich dieser Begriff bei der Identitären Bewegung wiederfindet. Auch sie „wirken meinungsbildend im öffentlichen Raum, wo gesellschaftliche Debatten und Diskussionen stattfinden“. Ja nee, ist klar! So viele Zufälle kann es doch gar nicht geben. Ach, hier noch ein Zufall: Der besagte Rapper ist bei Arcadi Musik unter Vertrag und gehört zum Arcadi-Verlag. Dieser ist dafür bekannt mit seinem Arcadi-Magazin den coolen Lifestyle der jungen Rechten abzubilden, die Identitären-,,Bravo‘‘ quasi. Cooler Inhalt und alles ohne Hetze gegen Rechte und Meinungsbeschneidung! Sie „beackern die wichtigsten Themen der jungen Generation.“ Voll Gut! Genau deswegen schafft es die Rechte Sprache in den Alltag. Und natürlich sind die bösen Medien und Kritiker*innen, diejenigen die Euch nicht verstehen. Und der Verfassungsschutz beobachtet Patriotenrap auch nur, weil er so schön ist. Ich verstehe! Wer über Remigration, Migranten als Vergewaltiger, und ,,Neger‘‘ rappt ist nicht Rechts – Er ist Patriot! Deswegen kann man das doch wohl noch sagen.
Aber bloß nicht kommentieren, denn diese Funktion hat Stahlschuh deaktiviert.

:Abena Appiah

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