Aktionstag. Am Montag, den 25. November, ist „Internationaler Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen“: Auch in Bochum wurde auf lokale Missstände, zum Beispiel an Hochschulen, aufmerksam gemacht.
„Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Frauen wurzelt in Jahrhunderten männlicher Dominanz. Wir dürfen nicht vergessen: Geschlechtsbezogene Ungleichheiten […] sind im Wesentlichen eine Frage ungleich verteilter Macht“, sagte Antonio Guterres, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, in seiner Botschaft am Montag; der 25. November markiert den „Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen“. Weltweit machten sich Aktionist*innen für die Einhaltung der Rechte von Mädchen* und Frauen* und gegen gender-basierte und sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt stark. Dass verschiedene Formen psychischer und physischer Gewalt, wenn auch nicht ausschließlich, sich stark vermehrt gegen als weiblich wahrgenommene Personen wenden, machten in den vergangenen Tagen aufgegriffene Studien erneut eindrücklich spürbar: Ein Beispiel sei die Auswertung des Bundeskriminalamts, nach der 2018 in Deutschland 122 Frauen von ihren Expartnern getötet wurden; von den 140.755 insgesamt registrierten Fällen von Partnerschaftsgewalt waren zu 81 Prozent Frauen betroffen, wobei von einer wesentlich höheren Dunkelziffer ausgegangen wird. Auch in Bochum setzten am Montag Initiativen Zeichen gegen gender-basierte Gewalt. Deutlich wird – wie bei Guterres – dass Abhängigkeitsverhältnisse und Hierarchiegefälle ein besonderes Risiko für die Entstehung darstellen; so können auch Hochschulen zum gefährdeten Raum werden. Grenzüberschreitungen würden hier oftmals „tabuisiert, verharmlost oder skandalisiert“, urteilt die Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten (bukof).
Laut einer 2012 veröffentlichten, federführend durch die RUB geführten Studie, erlebten 54,7 Prozent der 12.663 befragten Studentinnen sexuelle Belästigung während ihres Studiums. Damit sind sie häufiger betroffen als Frauen anderen Alters und Status; die Täter*innen waren den Angaben nach zu 90 Prozent männlichen Geschlechts. In den Hochschulgesetzen findet sich bisher kein ausdrückliches Diskriminierungsverbot, was dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) entspräche. „Auch an den Unis sind von sexualisierter Diskriminierung und Gewalt in erster Linie Frauen betroffen. Es gibt hier Machtgefälle zwischen Studierenden und Lehrenden, die es erschweren, sich zu wehren, wenn die Hausarbeit oder sogar Abschluss und Wissenschaftskarriere davon abhängen“, sagt Nina von Witzleben, die studentische Gleichstellungsbeauftragte der RUB. Laut Nina gebe es am großen RUB-Campus auch ein Problem mit Stalking, Pick-Up Artists und sexistischen Sprüchen. Im Gleichstellungsbüro setzt sie sich in erster Linie für die Belange von Frauen ein und berät neben Diskriminierungserfahrungen zum Studium mit Kind und Wissenschaftskarrieren. Neben den zentralen Gleichstellungsbeauftragten hat jede Fakultät dezentrale Gleichstellungsbeauftragte, an die sich Betroffene wenden können. Als weitere Anlaufstellen nennt Nina das Autonome Frauen*Lesbenreferat sowie die Zentrale Studienberatung; auch mit dem AStA und den Fachschaftsräten möchte sie sich vernetzen: „Ich wünsche mir, dass unter uns Studierenden ein Netzwerk entsteht.“ Dem Appell schließen sich auch die Frauen* von Zonta Bochum an, einer Initiative von Frauen in Führungspositionen, die sich am Montag für die orangefarbene Beleuchtung von Bochumer Gebäuden im Namen der #orangetheworld UN-Kampagne einsetzte: „Wir Frauen müssen uns untereinander vernetzen“, so Dr. Karoline Friemann, Vize-Präsidentin. An der RUB bewarb außerdem der Fachschafsrat Geschichte eine weiterführende Informations- und Vortragsveranstaltung zum konkreten Thema der sexuellen Belästigung im Hochschulkontext und an der RUB, die am 5. Februar 2020 stattfinden wird.
:Marlen Farina
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