Rezension. Die US-Amerikanerin aus Brooklyn überzeugt mit ihrem Auftreten und ihrer Selbstsicherheit.
Seit Jahren schon hörte man hier und da von der Rapperin Young M.A., jedoch schien die Welt noch nicht bereit für sie zu sein, denn wirklichen Erfolg feiert sie erst seit ihrem Debütalbum „Herstory in the Making“. Drei Hits produzierte das Album: No Mercy (Intro), BIG und PettyWap. Alle drei überzeugen nicht nur mit guten Bars und Beats, sondern Young M.A. hat etwas an sich: Sie grinst hier und da mal verschmitzt in die Kamera oder lacht in ihrem Take. Irgendwie hat diese junge Frau aus Brooklyn etwas, was andere nicht haben und was man vielleicht auch vermisst hat. In Zeiten, wo sich die weiblichen Rapperinnen unserer Generation in knall-pink, -grün oder -lila kleiden und die ganze Zeit darüber rappen, wie viel größer ihre Hintern im Vergleich zu den anderen sind, ist Young M.A. eine gern gesehene Abwechslung. Denn über seinen dicken Hintern zu rappen ist das Pendant zu dem permanenten Schwanzvergleich, den die Männer im Hip-Hop führen, wo aber auch Rapper wie YBN Cordae die erfrischende Abwechslung darstellen.
Young M.A. rapt eben über ein wenig mehr. Sie erzählt über ihren Come-Up oder macht einen Club-Banger, in dem es darum geht, wie sie Männern permanent ihre Frauen stiehlt. Sie gibt sich uns, wie sie ist, trägt kein Plastik und macht den Eindruck, zufrieden mit sich selbst zu sein. Der Eindruck entsteht unter anderem auch durch Musikvideos, wie das von PettyWap, wo die Rapperin um ihren Pool spaziert und locker wie sie ist den Song runter rattert, während im Hintergrund eine Party steigt. Immer wieder dieses verschmitzte Lächeln.
„Herstory in the Making” scheint das Endprodukt dieser Verschmelzung von Ernst und Witz zu sein. Neben den bereits genannten Ausnahmesongs wirkt Young M.A. öfters auch sehr reflektiert, wie zum Beispiel auf dem Song Stubborn Ass. Auf einmal geht es um ihre Frustration mit einer ihrer Partner*innen. Als ob die ganzen Witze, wie sie jedem Mann die Frau klaut, auf einmal nicht existierten. Hier wird die Frauenverführerin zur frustrierten Geliebten. Einen Einblick, den sich die Fans wünschen, um das Mysterium Young M.A. zu lüften. Dann schnell wieder ein Banger. Das Album wirkt wie eine turbulente Achterbahn und dabei ist es noch relativ roh. Jedoch ist roh nicht immer schlecht. In Zeiten, wo wir ein Jahr lang auf Alben warten, die immer wieder verschoben werden, um den perfekten Mix hinzulegen und dann aufs heftigste enttäuschen, ist ein rohes Album wenigstens klar in dem, was es ist. Es ist das Album einer Künstlerin, die noch ihren Weg finden muss. Eine Person, die noch nicht ihre Message gefunden hat und erstmal nur Musik macht. Eins ist auf jeden Fall klar: Mit Rapperinnen wie Young M.A. wird die Welt des Hip-Hops bereichert und wir können uns freuen, was die neue Generation noch so bringen wird.
Wenn Du also auf rohen Hip-Hop stehst und Lust hast, eine Karriere von relativ früh an mitverfolgen zu können, dann zieh Dir Young M.A. rein. Lass Dich von ihrem ruhigen Vibe einlullen und werde Fan, wie ich es geworden bin. Es wird zu beobachten bleiben, wie sich die Rapperin noch weiterentwickelt, jedoch ist das Potential groß. Fest steht auf jeden Fall, dass sich die Landschaft um weibliche Rapper ändern muss und Young M.A. eine gewisse Energie mitbringt. Ob diese ausreicht, um Hip-Hop nach vorne zu bringen bleibt abzuwarten. Unsere Lieblingssongs vom Album sind übrigens: No Mercy (Intro), PettyWap und Numb.
:Gerit Höller
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