Protest. Am vergangenen Donnerstag besetzten Studierende die Berliner Humboldt-Universität, nachdem ein Gerichtsverfahren einer früheren Besetzung eingestellt wurde.
Vergangenen Woche wurde kurzfristig ein Seminarraum des Instituts für Sozialwissenschaften an der Berliner Humboldt-Universität besetzt. An der Protestaktion, die sich gegen den Angriffskrieg der Türkei in die autonom kontrollierten, kurdischen Gebiete Rojavas wendete, nahmen rund 60 Studierende teil. Sie forderten ein Ende der Invasion sowie Handlung seitens der deutschen Regierung. Des Weiteren forderten die Aktivist*innen einen Abbruch der akademischen Beziehungen mit türkischen Universitäten.
Die Präsidentin der Humboldt-Universität, Prof. Sabine Kunst, kritisiert diese Forderung: „Ein akademischer Boykott würde die noch vorhandenen liberalen Kräfte in der Türkei nur noch weiter schwächen und die wenigen verbliebenen Türen zum Dialog verstellen. Wir verurteilen den Krieg der Türkei in Nordostsyrien auf das Schärfste. Es ist wichtig, etwas dagegen zu unternehmen. Die Humboldt-Universität zu besetzen ist nicht der richtige Weg“. Gegen 18 Uhr wurden die zu diesem Zeitpunkt 16 verbliebenen Besetzer*innen von der Polizei auf Strafantrag des Präsidiums geräumt und Anzeigen gegen diese erhoben.
Die Besetzung des Seminarraums geschah zu einem kuriosen Zeitpunkt. Denn erst kurz zuvor am selben Tag wurde ein Gerichtsverfahren gegen drei Studierende eingestellt, die 2017 ebenfalls Räume des Instituts der Sozialwissenschaft besetzten. Damals protestierten mehr als 100 Studierende über mehrere Wochen gegen die Entlassung des Stadtsoziologen Andrej Holm, der Falschangaben zu seiner Stasi-Vergangenheit tätigte. Die Universität zog die Kündigung gegen Holm, der als einer der renommiertesten Stadtsoziologen Deutschlands gilt, später zurück und mahnte diesen lediglich ab. Die drei Beschuldigten wurden seitens der Staatsanwaltschaft ermittelt, nachdem die Universität damals Strafanzeige gegen Unbekannt stellte. Diese einigten sich nun auf die Errichtung von je sechs Tagessätzen von 50 Euro für den Naturschutzbund.
:Stefan Moll
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