Bild: Selbstbeteiligung

Kommentar. Studierende sind mehrheitlich schon im jungen Alter behäbig geworden. Die Hoffnung liegt in der Jugend, die die Energie aus Fridays for Future an die Hochschule bringen kann.

Es ist nun gut ein Jahr, seitdem die Fridays for Future-Bewegung regelmäßig die Schule bestreikt. Seitdem haben sich die Diskussionen um die Klimakrise unveränderbar weiterentwickelt und auch einige Fortschritte, wenn auch bei weitem nicht genug, sind ersichtlich. Mit dem Wintersemester werden die ersten Schüler*innen, die den Protest in die Schule gebracht haben, nun auch an der Uni sein. Wenn Ihr eine*r dieser Schüler*innen seid: Hört nicht auf! Auch an der Uni wird der Protest mehr denn je gebraucht.
Einst als Hochburg der Protestbewegungen gehandelt, als Keimzelle der Gegenkultur, sind wir Studierenden mittlerweile regelrecht eingeschlafen. Wer zwischen Bologna und Bolognese noch die Motivation hat, mal zu schauen, was an der Uni abseits der Hörsäle so passiert, hat den Meisten schon einiges voraus.

Das kann und muss sich ändern. Denn es gibt genügend Probleme, die sich auch in der Uni abspielen. Auch diese braucht eine sichtbare und präsente Fridays for Future-Bewegung. Die Forschung und die Universitätsverwaltungen müssen weiter und verstärkt dazu angehalten werden, mehr zur Abwendung der Klimakrise zu bewerkstelligen. Nachhaltige Verwaltungsprozesse, ein klimaschonendes Essensangebot in den Mensen, mehr Forschung für nachhaltige Technologien. Nur weil Studierende und Angehörige von Universitäten statistisch ein höheres Verständnis für die Folgen und Realität der Klimakrise haben, stehen sie nicht weniger in der Verantwortung, noch mehr zu tun. Auch darüber hinaus gibt es reichlich Grund für Protest: Soziale Ungerechtigkeiten, restriktive Studienordnungen und Hochschulgesetze, fehlende Vereinbarkeit von Studium und Familie, sexistische und rassistische Strukturen – auf das muss an den Hochschulen ebenfalls aufmerksam gemacht werden.

Die Hochschulpolitik ist in den vergangenen Jahren eingestaubt und braucht frischen Wind. Stellt Euch für das Studierendenparlament (StuPa) auf oder geht zumindest wählen. Denn mit etwas politischer Motivation und Ideen können wir als Studierende selbst den Campus mitgestalten und beispielsweise auf diesem Weg durch Verhandlungen mit dem Akademischen Förderungswerk (Akafö) und der Verwaltung beispielsweise Wasserspender auf dem Campus einrichten, um die Benutzung von Einwegflaschen zu reduzieren.
Es gibt viele Möglichkeiten, sich demokratisch und plural an der Universität einzubringen. Der Grundgedanke von Fridays for Future ist es, eine Welt zu schaffen, die auch noch lebenswert ist, wenn man selbst nicht mehr da ist. Zu lange hatten Studierende ebenfalls die Einstellung: nach mir die Sintflut. Wenn man nur drei Jahre da ist, ist es auch egal, wie man den Ort hinterlässt. Dass diese Einstellung keinen Zukunftswert hat, zeigte nicht nur die Fridays for Future-Bewegung.
Es braucht frischen Wind. Dieser ist auch an Hochschulen möglich.

:Stefan Moll
 

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