Beruf. Studierende der G-Reihe können aufatmen: Eure Berufschancen sind insgesamt sehr gut. Doch es gibt auch Einschränkungen.
Die Geisteswissenschaftler*innen unter uns Studierenden haben den altbekannten Witz sicherlich schon häufig gehört oder ihn bereits mehrfach selbst als Zeichen einer unsicheren Selbstironie verwendet: „Und, was studierst du?“ „Ich mach‘ den Taxiführerschein.“ Seit langem gelten die Geisteswissenschaften – Fächer wie Philosophie, Geschichte oder Kulturwissenschaften – als Einbahnstraße hinein in unsichere Arbeitsverhältnisse. Doch wie zwei Studien des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) veranschaulichen, ist dies größtenteils ein falsches Bild. Nicht nur stehen die Berufschancen für Geisteswissenschaftler*innen sehr gut, Unternehmen suchen sogar aktiv nach ihnen. Denn die Fähigkeiten, die sie im Studium erlernen, sind auf einem Arbeitsmarkt, auf dem Kommunikation und die fortschreitende Digitalisierung eine immer wichtigere Stellung einnehmen, äußerst gefragt.
Aus den Studien, die auf dem Mikrozensus und einer Befragung von 1.100 Unternehmen basieren, ist zu entnehmen, dass vor allem die Flexibilität und Kommunikationsfertigkeit von Geisteswissenschaftler*innen gefragt ist. Besonders die Fähigkeit, sich schnell in neue Zusammenhänge einzuarbeiten, punktet bei Unternehmen. Daher arbeitet jede*r zweite Geisteswissenschaftler*in in Berufen und Branchen, die keinen unmittelbaren Zusammenhang mit ihrem Studium haben. Rund 24 Prozent von ihnen gehen einer Tätigkeit nach, die einen pädagogischen Aspekt hat. Lehramtsstudierende waren dabei ausgenommen. Auch sind sie häufiger in den klassisch-geisteswissenschaftlichen Tätigkeiten anzutreffen, also in künstlerischen, journalistischen, schreibenden oder vermarktenden Berufen.
Doch obwohl die Chancen besser sind, als häufig angenommen, gibt es auch einschränkende Faktoren: Zwar sind die Berufschancen insgesamt gut, aber sie sind nicht ganz so gut, wie bei anderen Akademiker*innen. Beispielsweise finden sich Geisteswissenschaftler*innen häufiger in Teilzeit- oder befristeten Beschäftigungen. Im Fall der Teilzeitbeschäftigung wird nahegelegt, dass dies bei vielen zumindest auch eine freiwillige Entscheidung ist. Nur 11 Prozent gaben an, ungern in einer Teilzeitposition angestellt zu sein. Die höheren Anteile der Teilzeitbeschäftigungen führen, neben anderen Faktoren auch dazu, dass das Einkommen nicht so hoch ist, wie bei anderen Akademiker*innen. Zumindest dieser Teil des Mythos wird bestätigt. Denn während 16 Prozent aller Akademiker*innen ein Gehalt von monatlich mindestens 4.000 Euro netto verzeichnen, sind dies unter den Geisteswissenschaftler*innen nur 8 Prozent. Besonders trifft dies auf Geisteswissenschaftlerinnen zu, die 65 Prozent der Geisteswissenschaftler*innen ausmachen, was 20 Prozent mehr als der Durchschnitt aller Akademiker*innen ist. Nur 7 Prozent der weiblichen Geisteswissenschaftler erreichen in einer Vollzeitbeschäftigung das Spitzengehalt, bei den männlichen sind es 17 Prozent. Deutlich besser stehen jedoch promovierte Geisteswissenschaftler*innen da. Wer den Dr. phil macht, ist sogar häufiger als andere Akademiker*innen in leitenden Positionen anzutreffen. Ungefähr ein Drittel verdient mehr als 4.000 Euro monatlich.
:Stefan Moll
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