Rezension. Taylor Swifts neues Album ist draußen – und wir haben gemischte Meinungen.
,,And the haters gonna hate, hate, hate, hate, hate / Baby, I‘m just gonna shake, shake, shake, shake, shake / I shake it off, I shake it off’’ hieß es noch in Taylor Swifts vorletztem Album. Wir hassen weder Taylor noch das Album, haben aber dennoch keine rein positive Haltung zu beidem.
Ende August erschien ,,Lover‘‘, das siebte Studioalbum der amerikanischen Künstlerin, mit 18 Titeln auf dem Album; vorab wurden bereits drei Singles veröffentlicht. Es ist sowohl das erste Album, das von dem Label Republic Records veröffentlicht wurde, als auch das erste Album, das Taylor selbst gehört.
Unter den Titeln sind ruhigere Lieder wie das titelgebende ,,Lover‘‘ oder ,,The Archer‘‘, aber auch catchy Songs. Allen voran ,,London Boy‘‘ – eine Hymne an den britischen Akzent? – wird bereits nach dem ersten Hören zum Ohrwurm und sorgt bei Zeilen wie ,,I enjoy nights in Brixton, Shoreditch in the afternoon‘‘ für Fernweh. Und wer ,,You Need To Calm Down‘‘ nicht schon bei der Veröffentlichung Mitte Juni vor sich hingesummt hat, wird es spätestens nach dem ersten Hören des Albums machen. Ein weiteres leicht zugängiges Poplied ist ,,Miss Americana & the Heartbreak Prince‘‘. Taylor Swift liefert das Erwartete ab: eingängige Popsongs, die größtenteils gute Stimmung verschaffen.
In einigen Liedern greift Swift auch ernstere Themen auf – wenn diese auch auf eine einfache Art formuliert sind. So behandelt ,,You Need To Calm Down‘‘ Themen wie Hass gegen Mitglieder der LGBTIQ*-Community und Selbstakzeptanz, während ,,The Man‘‘ Sexismus thematisiert. Sie erfindet hierbei zwar das Rad nicht neu, doch nutzt sie ihre Popularität dafür, wichtige Nachrichten zu verbreiten – womit sie wahrscheinlich auch Menschen erreicht, die sich unter anderen Umständen weniger für politische Themen interessieren würden.
Was sich allerdings durch das ganze Album zieht, ist die Tatsache, dass Swift immer wieder in die Kiste-der-aktuell-populären-Dinge greift und man dadurch an der Authentizität dahinter zweifeln kann. Einiges ist relativ harmlos: Neben den normalen CD- und Onlinekäufen kann man ihr Album jetzt auch in einer CD Box für etwa 40 Euro kaufen und damit Extras wie temporäre Tattoos und Postkarten bekommen – was ziemlich stark an die Verkaufsart vieler K-Pop Bands erinnert. Auch schnappt sie sich Künstler*innen wie Brendon Urie, der über die Jahre vom Emorock immer weiter in die Pop-Charts gerutscht ist. Klar, alles Verkaufsstrategien, aber soweit so harmlos.
Bei politischeren Themen sieht es wieder anders aus. Im Musikvideo zu ,,You Need To Calm Down‘‘ setzt Swift sich für LGBTIQ*-Rechte ein, doch es taucht ein aktuell populärer LGBTIQ*-Star nach dem anderen auf und es wirkt mehr wie eine Marketingstrategie (:bsz 1216). Auch mit ,,The Man‘‘ verbreitet sie sicher eine gute Message gegen Sexismus, aber scheint auch eher aktuelle feministische Meinungen wiederzugeben, als eigene zu produzieren. Swift hakt quasi eine Checkliste ab: Bitte einmal alles, was gerade angesagt ist!
Die Künstlerin schreibt zwar ihre Lieder selbst, aber dennoch lässt es sich hinterfragen, ob alles ihre Meinungen sind – oder zumindest inwieweit die Tatsache, dass sie gerade diese ausdrückt, von Erfolgswünschen geprägt ist. Zudem wird klar, dass mit dem neuen Label auch eine neue Marketingstrategie verfolgt wird. Videos mit Drag Queens, einem Black Husband und Mixed-Baby sind nur einige Trends, auf die sie aufspringt. Sie verkauft nicht nur Musik, sondern Filter passend zum Album, damit ihre die-hard Fans für 1,49 Euro pro Bild mit ihr verbunden sein können.
Long story short: Die Lieder lassen sich rauf und runter hören und so lang man diese auf einem Streamingdienst ohne zusätzliche Kosten hört, fühlt man sich auch weniger ausgenommen.
:Abena Appiah & Charleena Schweda
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