Theaterfestival. Mit dem Auftakt im Audimax startet die Ruhrtriennale in ihre erste Woche. Wir geben einen Überblick über die Vorstellungen und was man abseits davon und kostenlos unternehmen kann.
Es war ein Paukenschlag: Die Ruhrtriennale, eines der bedeutendsten internationalen Kunst- und Theaterfestivals, bespielt in diesem Jahr erstmals das Audimax der Ruhr-Universität, das sich nun im Zeichen des Strukturwandels unter die vielen Industriestätten als Veranstaltungsort des bis Ende September andauernden Festivals reiht. Dabei ging es direkt mit dem Musiktheaterstück „Nach den letzten Tagen. Ein Spätabend“ des Artiste associé der Triennale, Christoph Marthaler los. Ein teils bombastisches, teils gezehrtes Stück, das direkt den thematischen Fokus des diesjährigen Festivals setzt, das in der dreijährigen Intendanz Stefanie Carps gewollt politisch ist. Denn nachdem im vergangenen Jahr der Fokus auf Repräsentationen des globalen Südens lag, geht es nun an die europäische Selbstkritik.
Marthaler beschäftigt sich dabei zusammen mit Stefanie Carp, die für die Texte und Konzeption zuständig ist, mit europäischem Rassismus und Antisemitismus. Reden von österreichischen Politiker*innen aus Vergangenheit und Gegenwart, Bezüge auf die AfD-Politiker Björn Höcke und Alexander Gauland oder Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán, vermischt mit unfertigen Partituren von jüdischen Komponisten, die ihre Arbeit vor der Deportation in die Konzentrationslager nicht vollenden konnten. Auch in der Vorstellung „All the Good“ der belgischen Needcompany rund um Jan Lauwers, seine Künstlerfamilie und weitere Mitglieder, steckt mehr Potential als Erfüllung. Eigentlich soll es um Hoffnung, Verlust, den Palästinakonflikt, Terror und die Frage der Repräsentation gehen. Doch schlussendlich artet der Abend in einer wilden Zusammenstellung unzusammenhängender Szenen aus, bei dem die Klischees der Kunst durchgespielt werden (ja, Darsteller*innen haben Sex auf der Bühne, ein Jesusgemälde kommt vor, es werden provokante Aussagen über Genitalien getroffen, aber irgendwie feministisch will das Stück trotzdem sein). Am überzeugendsten war in der Startwoche Heiner Goebbels Musiktheaterstück „Everything that Happened and Would Happen“. Obwohl auch dieses gegen Ende langatmig war, konnte das Stück, welches die vergangenen hundert Jahre europäischer (Kriegs-)geschichte betrachtet, über weite Strecken durch sein Zusammenspiel aus Objekten, Bildern, Licht und geschichtstheoretischen Blick fesseln.
:Stefan Moll
Abseits der Inszenierungen bietet die Ruhrtriennale ein breites Angebot häufig kostenloser Aktivitäten, die nicht nur für Theaterbegeisterte interessant sind. Beispielsweise Workshops, Lesungen, Kunstinstallationen, Partys und Diskussionen. Wir stellen ein paar davon vor.
Mixing Plant
In der Mischanlage des Welterbe Zollverein zeigt Urbane Künste Ruhr die dauerhafte Installation des Amerikaners Tony Cokes, bei der Videoaufnahmen von Medien mit Gesprächen mit Ruhrgebiet-Musiker*innen kombiniert werden.Bergama Stereo
Zu der dauerhaften Installation Bergama Stereo des Istanbuler Cevdet Erek findet ein Begleitkonzert mit Musik aus der Türkei und Agäis-Region statt.
• Sonntag, 8. September. Jahrhunderthalle Bochum. Eintritt 8 Euro.Training for the Future
Alternative Zukunftsentwürfe? Das kann bei Training for the Future inmitten einer installativen Trainingslandschaft an drei Tagen mit vierzehn Trainings, bei dem man auch nur an einzelnen Trainings teilnehmen kann, geprobt werden. Anmeldung notwendig.
• Freitag 20. bis Sonntag, 22. September. Jahrhunderhalle Bochum.
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