Bild: Ride-Sharing in Deutschland

KOMMENTAR. Während Uber an die Börse geht, träumt Verkehrsminister Scheuer von einem Unternehmen, das es nicht gibt.

Während der Börsengang des Ride-Sharing Services Uber in den USA für Skepsis und Kritik sorgt, springen deutsche Politiker*innen beim frohlockenden Klang des Wortes IPO (Initial Public Offering) hervor, als würden sie gerade das letzte Taxi, das je fährt, abpassen. Jüngst Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), der plant, das Unternehmen, welches in den vergangenen Jahren rote Zahlen im Milliardenbereich geschrieben hat, in Deutschland zu etablieren.
Doch während Scheuer dem Unternehmen noch den utopischen Futurismus einer freien Arbeitswelt abkauft – selbstbestimmte Arbeit, flexible Kräfte immer da wo sie gebraucht werden, kein Bedarf mehr für eigene Autos, fließende Verteilung von Angebot durch Nachfrage dank der Magie des Algorithmus – sind die Auswirkungen der Gig-Economy in der kapitalistischen Petrischale jenseits des Atlantiks längst sichtbar geworden.
Und sie sind deutlich: Überbeanspruchte Fahrer*innen, schlechte Arbeitskonditionen, Überfüllung in Städten, negative Effekte auf Umwelt und Nutzung von klimafreundlicheren öffentlichen Verkehrsmitteln. Nicht nur zeigen dies die real-existierenden Arbeitsverhältnisse, die von Konkurrenzkampf, Ausbeutung und prekären Arbeitsverhältnissen geprägt sind. Auch eine Reihe von Studien können dies mittlerweile belegen, wie jüngst eine Studie, die zeigte, dass das Verkehrsaufkommen durch Uber in San Francisco erheblich gestiegen ist. Nicht nur arbeitet Scheuer damit deutschen Großstädten entgegen, die ihre Innenstädte von zu viel Verkehr und Abgasen lösen wollen und aktiv auf einen besseren öffentlichen Nahverkehr hinarbeiten, sondern gleichzeitig setzt er sich für eine Firma ein, deren erhofftes Gewinnmodell nicht im Jetzt, sondern in der besseren Zukunft steht. Denn das Geschäftsmodell Ubers für die nächsten Jahre ist, auf Dienste wie Essens- und Güterlieferung auszuweiten während die Nutzer*innenzahlen ihres Kerngeschäfts bereits jetzt stagnieren. Ganz utopisch steht die Eliminierung von Arbeiter*innenkosten durch selbstfahrende Autos als heiliger Gral des Ride-Sharings an. Scheuer kauft diesen Traum ab, der Rest bleibt realistisch.

:Stefan Moll

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