Interview. Seit 1996 gibt es an der RUB das Kulturcafé. Von Anfang an dabei ist Hüseyin Bali. Von Istanbul nach Bochum ausgewandert, bringt er sich sogleich ein und hat bis heute das Kulturcafé am Leben gehalten. „Schon wieder?“, fragt er, als ich ihm ein paar Fragen stellen möchte.
:bsz: Hüseyin, gefühlt alle Studierende der Ruhr-Universität kennen Dich. Wie kam es dazu, dass Du Geschäftsführer vom Kulturcafé wurdest?
Hüseyin: Ich war damals vor 22 Jahren beim AStA-Deutschkurs. Der Deutschlehrer hat gesagt, sie brauchen Hilfe für die Bauarbeit, die Reparaturen und um Sachen wegzuschmeißen. So bin ich hier hin gekommen. Wir haben das Kulturcafé zusammen gebaut.
Das heißt, als Du hier hin kamst, waren die Unterrichtsräume im Kulturcafé?
Ja. Das waren die Räumlichkeiten für die Deutschkurse vom AStA. Das war 1996. Ich habe dann als Kellner im Kulturcafé angefangen. Drei Jahre habe ich als Kellner gearbeitet. Dann bin ich der Chef geworden.
Was hat sich in den letzten 20 Jahren um deinen Tresen herum geändert?
Viel. Damals war es hier viel aktiver, politischer – jetzt nicht mehr. Es klopft an der Tür. Hüseyin lässt einen Mann in Trenchcoat in das über die Semesterferien geschlossene Kulturcafé. Später wird der Trenchcoatträger sagen: „Du bist das Kulturcafé, Hüseyin.“ Das ist eine andere Generation heute, mit dem Bachelor auch. Die müssen schnell fertig werden und dann gehen. Damals gab es keinen Bachelor, wir haben länger studiert. Wir hatten viele kulturelle Veranstaltungen und Lesungen, mehr Partys. Die Student*innen heute sind kapitalistischer. Sie interessieren sich mehr für Feiern, neue Klamotten und Schminke. Früher kamen mehr Leute wegen der Politik und der Kultur. Damals hatte wir viele lässige Leute hier.
Mein Lieblingsmoment im Kulturcafé ist, als ich hier einmal einen Kaffee getrunken habe und eine Gästin ein gekochtes Ei bestellt hat. Eine Ihrer Mitarbeiterinnen hat das Ei gekocht, aber ohne Wasser in den Wasserkocher zu tun. Die Gästin hatte dann ein rohes Ei.
Das passiert schon mal. Wir hatten es auch schon, dass Gäste einen Tee bestellt haben und wir die Teebeutel vergessen haben. Es gibt gute und schlechte Geschichten. Bis 22 Uhr ist alles ok. Danach gibt es viele besoffene Studenten, die zum Beispiel Gläser und Becher auf den Boden schmeißen.
Was machst Du, wenn so etwas passiert?
Sauber. Manchmal schmeißen wir sie raus. Mit Alkohol merken die nicht, was sie tun. Manchen habe ich auch Hausverbote gegeben.
Was geht besonders gut über den Tresen?
Bier. Am meisten verkaufen wir Bier. Wir haben Brinkhoffs, Becks und Franziskaner. Zum Essen haben wir Kleinigkeiten: Baguettes, Pizzen und Salat. Die Redaktion findet besonders den selbstgemachter Eistee, Waffeln und Toasties lecker.
Wie geht es nächstes Semester weiter?
Ab April haben wir fast jeden Tag eine kulturelle Veranstaltung. Wir machen türkische Kulturabende, kurdische und mediterrane Abende und vieles mehr. Das haben wir uns damals schon so gedacht, deswegen heißt das Kulturcafé ja „Kulturcafé“.
Was soll sich auf dem Campus ändern?
Blumen. Bei dem ganzen Beton überall – wir brauchen mehr Bäume und Blumen hier auf dem Campus.
:Jonathan Josten
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