Bild: Fightende Omas: Der Fechtkampf zwischen zwei älteren Damen ist locker und witzig. , Premiere vom Schauspielhaus Bild: Birgit Hupfeld

Die Kooperation zwischen der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin des LWL-Universitätsklinikums Bochums und dem Schauspielhaus Bochum geht dieses Jahr in die zehnte Runde. Auf der Bühne stehen bei Campiello insgesamt 19 Schauspieler*innen, bestehend aus Patient*innen und Mitarbeiter*innen der Klinik.
Campiello – italienisch für „kleiner Platz“ – spielt auf einem belebten Marktplatz: Wäscheleinen spannen von Fensterrahmen zu Fensterrahmen, daneben ein Wirtshaus, in der Mitte ein Brunnen und drumherum stets die Bürger*innen, lauschend, schwatzend und häufig tanzend. Getanzt wird überhaupt viel in der italienischen Stadt. So wird der Abend zur Mischung aus Lieder- und Tanzabend und Komödie. Vordergründig geht es dabei jedoch um den Kampf um die Liebe. Ein Fremder kommt auf den Platz und bringt Unordnung in das Leben der Anwohner*innen. Es entbrennt ein Wettstreit um seine Gunst, denn er prahlt mit seinem Reichtum und macht sowohl den Müttern als auch ihren verlobten Töchtern Eheversprechung. So entsteht ein locker-lustiges Spiel um Liebe und Eifersucht. Doch im Hintergrund schwingt durchweg eine soziale Komponente mit, die die Liebe in ein Abhängigkeitsverhältnis von Armut und Reichtum setzt. Diese Komponente bleibt einerseits leicht erkennbar, gleichzeitig jedoch gekonnt subtil. Beispielsweise wenn die Donna Catte für ein paar Lire in den Wunschbrunnen greift, ohne dass dies an einer Stelle kommentiert wird.

Ein Teil sein

Für Susanne Scheffler, die die künstlerische Leitung übernahm, ist die diesjährige Aufführung ihre erste in der Reihe: „Was mich fasziniert, ist die Spielfreude, die die Schauspielenden mitbringen.“ So ist die Zusammenarbeit sowohl für sie als auch für die Spielenden eine willkommene Abwechslung. Zusätzlich zur künstlerischen Leitung steht Vera Makulla als ärztliche Leitung zur Verfügung. Neben dem künstlerischen Aspekt hat das Projekt auch einen therapeutischen Zweck. So dient das gemeinsame Schauspiel unter anderem dazu, dass „man ein Teil einer Gruppengemeinschaft ist“, so Makulla. Iris Kowallik, die eine strickende Oma spielt, bestätigt die Freude und das Gruppengefühl, die das Projekt mit sich bringt: „Es ist eine wirklich sehr schöne Gruppe, die wir da haben.“

Spaß auf der Bühne

Die Freude, die die Spielenden auf der Bühne haben, ist deutlich erkennbar. Beispielsweise wenn sich zwei der Damen einen erbitterten Fechtkampf liefern – jedoch mit dem Gehstock. Überhaupt fällt die Aufführung durch die Darstellung der Schönheit des Alters auf: Die Handelungstragenden sind oftmals nicht die jungen, fitten Charaktere, sondern
die Mütter.
So ist Campiello ein launiger, kurzweiliger Abend, der zwar mitunter mit einigen Klischees einher kommt, aber stets von Szene zu Szene fließt und die Zuschauenden mit einem wohligen Gefühl entlässt.                  

    :Stefan Moll

 

Zeit:Punkt

Campiello wird am 29. und 30. April noch in den Räumen des LWL-Universitätsklinikums vorgeführt. Der Vorverkauf findet unter 0234 / 5077 1321 statt. Für RUB-Studis ist der Eintritt durch die Theaterflat kostenlos.
 

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