Studium. Die zukünftig geltende Landarzt- und Landärztinnen*-quote ermöglicht ein Medizinstudium ohne Spitzennoten.
Nordrhein-Westfalen wird das erste Bundesland, das eine Landarzt- und Landärztinnen*quote für das Medizinstudium einführt. Nachdem im Dezember 2018 das entsprechende Gesetz im Landtag beschlossen wurde, einigte sich das schwarz-gelbe Kabinett nun auf das Bewerbungsverfahren. Ab dem Wintersemester 2019/2020 sollen 140 Plätze, ab Sommersemester 2020 25 weitere für die Quote bereitgestellt werden. Dies entspricht knapp acht Prozent der Medizin-Studienplätze. Wer über die Landarzt- und Landärztinnen*quote einen Platz im Medizinstudium erlangt, verpflichtet sich, mindestens zehn Jahre nach Vollendung des Studiums in einer unterversorgten Region zu praktizieren. Bei Vertragsbruch droht eine Strafe von 250.000 Euro.
Studium durch Vorerfahrung
Vor allem für potenzielle Studierende, die über die Abiturnote nicht in das Studium kämen, könnte die Quote vielversprechend sein. Denn bei der ersten Bewerber*innenrunde zählt diese nur zu 30 Prozent, während eine bereits vorhandene Berufsausbildung oder praktische Vorerfahrungen zu 40 Prozent zählen. Die restlichen 30 Prozent kommen durch den Test für medizinische Studiengänge zu Stande. In der zweiten Runde werden anhand eines Auswahlverfahrens, das durch das Landeszentrum für Gesundheit NRW in Bochum durchgeführt wird, Sozialkompetenzen wie Empathie bewertet. Seitens Ärztekammern kam Kritik auf, dass die Quote das grundlegende Problem von zu wenig Mediziner*innen nicht löse. Dazu habe die Landesregierung die medizinische Fakultät in Bielefeld eingerichtet und die Zahl der Medizin-Studienplätze in Witten-Herdecke verdoppelt. Am derzeit akuten Ärzt*innenmangel wird die Quote zudem nichts ändern, denn die zukünftigen Landärzte und -ärztinnen* werden erst in elf Jahren die Tätigkeit aufnehmen können. Laut Gesundheitsministerium fehlt es jedoch schon jetzt an 650 Hausärzten und -ärztinnen*. In den vergangenen Jahren begaben sich 400 Mediziner*innen in den Ruhestand, während nur etwa 200 nachrutschten. Mehr als die Hälfte der praktizierenden Hausärzte und -ärztinnen* ist älter als 55 Jahre.
:Stefan Moll
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