Politik. Nicht erst seit #metoo wird über Frauenfeindlichkeit und Feminismus diskutiert. Vor allem die neurechte Bewegung polarisiert hierbei.
Als Juliane Lang von der Philipps-Universität Marburg am Mittwoch, den 24. Oktober in der Goldkante ankam, war sie froh, den Platz der Referentin einnehmen zu können, denn der kleine Hinterraum der Bar war bis auf den letzten Platz gefüllt, selbst auf dem angrenzenden Flur versammelten sich Interessierte. Eine Resonanz, mit der die Genderwissenschaftlerin nicht gerechnet hatte. Lang wurde von den Initiator*innen des Dokumentationsportals „Identitäre in Bochum“ (:bsz 1163) eingeladen, über den Zusammenhang zwischen Antifeminismus und der extremen Rechten zu referieren. Ein Spannungsfeld, das laut der Autorin des Buches „Antifeminismus in Bewegung“ eigentlich schon so alt ist wie der Feminismus. Daher durfte auch der Verweis auf Hedwig Dohms „Die Antifeministen“ von 1902 nicht fehlen. Doch die aktuelle antifeministische Bewegung könne in zwei Wellen aufgeteilt werden, so Lang. Die erste Welle ab 2006 sei geprägt durch Volker Zastrows FAZ-Artikel „Politische Geschlechtsumwandlung“, ein Rundumschlag gegen das Aufbrechen heteronormativer Geschlechterverhältnisse und Geschlechterstudien. Die von Zastrow vertretenen Positionen seien – trotz Radikalität – heute allesamt im Wahlprogramm der AfD zu finden. „Ich habe, als ich angefangen habe, mich mit den Positionen der extremen Rechten zum Feminismus zu beschäftigen, niemals gedacht, dass diese irgendwann im Bundestag vertreten sein werden“, mahnte Lang.
Die zweite Welle begann 2012 und war vor allem durch die extreme Rechte und fundamentalistische Christ*innen geprägt. Neu war nicht nur der erweiterte Fokus auf sogenannte Frühsexualisierung, sondern auch der gesteigerte Frauenhass. Mit der Aktion „120 dB“ aus dem Umfeld der „Identitären Bewegung“ sei angeblicher Feminismus schlussendlich in der extremen Rechten angekommen, resümiert Lang. Der vermeintliche Frauenschutz durch Nationalisten vor angeblichen Sexualverbrechern aus arabisch geprägten Ländern sei auch ein Schutz von Frauen vor einem Feminismus, der die Belange junger Frauen aus den Augen verloren hätte. Es drehe sich laut „120 dB“ alles nur noch um korrektes Gendern und einen damit einhergehenden „Volkstod“ durch „den großen Bevölkerungsaustausch“.
:Justinian L. Mantoan
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