Rezension. „Operation Finale“ bringt die Entführung des SS-Kommandeurs Adolf Eichmann durch israelische Agent*innen auf die Leinwand.
Es war Hannah Arendt, die angesichts des Eichmann-Prozesses 1961 schrieb: „Das Beunruhigende an der Person Eichmanns war doch gerade, daß er war wie viele und daß diese vielen weder pervers noch sadistisch, sondern schrecklich und erschreckend normal waren und sind.“ Ihre Aufzeichnungen „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ formulierte, dass Adolf Eichmann ein „normaler Mensch“ gewesen sei, der in Nazideutschland und der SS Karriere machen wollte. Auch angesichts der Shoa, die er als gesetzmäßig und legal ansah. Ein selbstverständliches, banales Böse, ein Mann, der sich keiner Schuld bewusst war, habe er doch Gesetzen und Befehlen entsprechend gehandelt. Wenn man Christopher John Weitz‘ Werk „Operation Finale“ betrachtet, erkennt man diese Banalität wieder. In den Schilderungen des Adolf Eichmann, gespielt von Ben Kingsley, als einfaches Rädchen im Getriebe des „Dritten Reichs“ und der so genannten „Endlösung der Judenfrage“ wirkt dieser für diese Vorgänge so wichtige Charakter erschreckend menschlich. Eichmanns Konterpart, der Nazijäger und Mossadagent Peter Malkin (Oscar Isaac) wirkt ebenso menschlich, doch seiner Rolle fehlt es an Kälte und all dem Bösen, das Kingsleys Charakter so erschreckend real erscheinen lässt.
Stimmige Story
Die Haupterzählungslinie von „Operation Finale“ ist stringent und dementsprechend nachvollziehbar. Einzelne Rückblenden in die Zeiten des Wirkens Eichmanns als Organisator hinter Massenerschießungen runden dieses Bild ab. Einzig der Nebenhandlungsstrang, in dem Eichmanns Sohn Klaus mit einer argentinischen Jüdin auszugehen gedenkt, sorgen für unnötigen Kitsch.
Enorm menschlich wirken die fiktiven Gespräche zwischen Eichmann und Malkin. Der Menschenjäger und der Nazijäger Auge in Auge, ein verbitterterer, alter Mann gegen einen jungen Rächer. Das Monster und der Held. Der Film endet mit dem Eichmann-Prozess in Jerusalem. „Operation Finale“ startet am 18. November 2018 in den deutschen Kinos. Derzeit ist der Film bei Netflix verfügbar.
:Justinian L. Mantoan
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