Wandel. Die RUB ist betongewordenes Zeichen des Strukturwandels im Ruhrgebiet. Was das mit Kohle und Bergbau zu tun hat.
Während Kaiser Wilhelm II. noch der Meinung war, dass die Menschen im Ruhrgebiet lieber malochen statt sich bilden sollten, sorgte man sich im nordrheinwestfälischen Landtag bereits drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs um die Zukunft der von Kohle und Stahl geprägten Region rund um Ruhr und Emscher. Auf dem ersten Höhepunkt der Kohlekrise im Jahr 1963 wurde das oftmals als „Hafen des Wissens“ (:bsz 1161) bezeichnete Ungetüm teilfertiggestellt, zwei Jahre später begann der Lehrbetrieb. Noch heute finden sich stumme Zeugen der Bochumer Bergbauvergangenheit auf dem Campus der RUB, nahe der Gebäude GC und GD finden sich am Rande des Durchbruchs für die Weststraße drei sogenannte Flöze, also kohleführende Schichten, die auf die Vergangenheit des Gebiets unterhalb der Universität hinweisen. In der Umgebung des Campus finden sich, vor allem in Querenburg und Stiepel, zahlreiche Schächte und Stollen.
Symbolcharakter
So steht die Ruhr-Universität für die Zukunft des Ruhrgebiets, und das bereits seit über 50 Jahren. Wenn im Winter dieses Jahres die letzte Zeche in NRW den Betrieb einstellt, geht zwar eine lange Ära zu Ende, doch das Ruhrgebiet hat – zumindest über weite Strecken – vorgesorgt. Wo früher Koks gebrannt wurde, laden heute Museen, Parks sowie Kultur- und Freizeitangebote. Das Ruhrgebiet ist, so unglaublich das für viele Ansässige klingt, längst eine Tourismusregion geworden. Wo noch vor vierzig Jahren der Kohlestaub ganze Landstriche verdreckte, stehen Fördergerüste als stumme, aber weithin sichtbare Zeugen der Vergangenheit und interessieren trotzdem mehr als je zuvor. Und manche der Gerüste, im allgemeinen Sprachgebrauch auch als „Fördertürme“ bekannt, haben sogar gerade aufgrund des Strukturwandels eine neue Heimat gefunden. So geschah es dem Gerüst der Dortmunder Zeche Germania; seit 1973 dient es als Wahrzeichen der Stadt Bochum und Aussichtsplattform des Deutschen Bergbaumuseums. Von der Vergangenheit zu profitieren, ist Überlebensstrategie des Ruhrgebiets und so baut noch immer auf Kohle, was einst auf Kohle gebaut wurde.
:Justinian L. Mantoan
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