Aktionskunst. Das Peng!-Kollektiv verschickt Pässe nach Libyen, um Menschen die Einreise in die EU zu ermöglichen.
Es war ein starkes Stück Aktionskunst, als es den Aktivist*innen des Peng!-Kollektivs gelang, einen gefälschten Reisepass bei der Bundesdruckerei in Auftrag zu geben. Dank eines gemorphten Fotos wäre es nun theoretisch möglich, dass die EU-Kommissarin für Außen- und Sicherheitspolitik Federica Mogherini und ein Mitglied des Kollektivs mit dem selben Reisepass reisen können. Durch diesen Erfolg inspiriert, hat Peng! entschieden, mit Künstler*innen, die in Libyen sowohl unter Gewalt, Versklavung und Mord als auch unter der, wie Peng! es nennt, rechten Politik in Europa leiden, zu kooperieren. So sollen diesen gefälschte Reisepässe zugesendet werden, in der Hoffnung, dass sie damit die Reise nach Europa antreten können.
Unterdrückung
„Der Pass ist nicht nur ein Unterdrückungsinstrument nach Innen, es ist auch das zentrale Symbol für Ausgrenzung und Tod an unseren europäischen Außengrenzen“, lässt das Kollektiv wissen. Das von Milizionär*innen regierte und unterdrückte Libyen lebt von der Migration und Flucht nach Europa, laut Peng! sind dies die wichtigsten Einnahmequellen des Landes. Währenddessen hat sich die EU mit den Milizen verbündet, um gegen Schlepper*innen vorzugehen, die Menschen oftmals so lange gefangen halten, bis die Familien in der Ferne eine Lösegeldsumme aufbringen können. Da die europäische Migrationspolitik im noch immer von Gewalt und Machtkämpfen betroffenen Libyen versagt habe, mache sich die EU schuldig, so das Kollektiv. „Wir brauchen freie und sichere Fluchtwege nach Europa. Alles andere ist Hilfestellung an einem Massenmord“, kritisieren die Künstler*innen. Daher würden sie aktiv werden und sich „an die Werte, mit denen die EU gegründet wurde, halten“.
„Die Regierungen kippen eine nach der anderen nach rechts. Wer wird bereit sein, die eigenen Privilegien abzugeben, um unsere Grundwerte und menschliche Empathiefähigkeit zu bewahren?“, fragt das Kollektiv auf der zur Aktion gehörigen Internetseite. Bei einer Abstimmung gaben 54 Prozent der bisher Befragten an, ihre Pässe auch unter bestimmten Umständen nach Libyen schicken zu lassen. Zwölf Prozent lehnen die Aktion strikt ab.
:Justinian L. Mantoan
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